Die Reihe Islamkundliche Untersuchungen wurde 1969 im Klaus Schwarz Verlag begründet und hat sich zu einem der wichtigsten Publikationsorgane der Islamwissenschaft in Deutschland entwickelt. Die über 330 Bände widmen sich der Geschichte, Kultur und den Gesellschaften Nordafrikas, des Nahen und Mittleren Ostens sowie Zentral-, Süd- und Südost-Asiens.
Priska Furrer Knihy



Sehnsucht nach Sinn
Literarische Semantisierung von Geschichte im zeitgenössischen türkischen Roman
In den letzten Jahren hat die türkische Öffentlichkeit die „Wiederentdeckung“ der Geschichte durch die Literatur erlebt. Eine Vielzahl von Romanen, die sich mit osmanischer und seldschukischer Geschichte befassen, überrascht besonders, da eine solche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit im türkischen Roman kaum Tradition hat. Die Studie widmet sich der „Semantisierung von Geschichte“ und zeigt anhand ausgewählter Werke, wie das „offizielle“ Geschichtsbild durch Literatur revidiert wird. Die Autoren der neueren türkischen Geschichtsfiktion wählen Themen, die nicht im Vordergrund nationaler Erzählungen stehen: Statt militärischer Helden stehen Opfer, Nebenfiguren und historische „Verlierer“ im Fokus. Zentrale Fragen der Studie betreffen die narrativen Verfahren, mit denen türkische Romane Geschichte semantisieren. Diese Werke überschreiten traditionelle Gattungstypologien und entziehen sich der Einordnung in Kategorien wie den „historischen Roman“. Auffällig ist die Tendenz zur Vergegenwärtigung von Geschichte sowie ein hoher Fiktionalisierungsgrad, der durch die Mischung von Geschichte mit Elementen der literarischen Utopie, Märchen und mystischen Strömungen entsteht. Besonders bemerkenswert ist die Verwendung spannungsgeladener Erzähltechniken aus populären Genres wie Krimi und Mystery. Die Analyse liefert wertvolle Einblicke in die türkische Literaturgeschichte und trägt zur allgemeinen Poetik der narrativen Verfahren bei
SCHLAGWÖRTER : Zweisprachigkeit . Konflikte . ElternInterkulturell . Islam