Zrínyi, Zriny, Zrinski
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Die Studien dieses Konferenzbandes haben die rhetorisch-sprachliche Dimension von Heines Werk zum Gegenstand. Dies bedeutet jedoch nicht eine einfache Verschiebung des Forschungsinteresses vom politischen Engagement auf die Artistik. Die Autoren der Beiträge wollen gerade diese Dichotomie aufheben, weil die politischen Ansätze der Vormärzliteratur auch im Stil, in der elocutio, manifest werden. Die Arbeiten weisen ein breites Problemspektrum auf. So die Suche nach dem Jüdischen in Heines Sprache und Rhetorik oder Heines polemische Rhetorik in seinen Feuilletons zur Musik, in denen alles in antithetischen Begriffspaaren, wie ‚Jüdisches vs. Christliches‘, ‚Form vs. Inhalt‘, ‚Kunst vs. Lüge‘ erfasst wird. Die Frage nach Wahrheit und Lüge der Poesie wird in den Kontext der Magie gestellt; es zeigt sich, dass sich Heine an einem unter diesem Stichwort gefassten poetologisch-ästhetischen Konzept orientiert. Ein Blick auf Heines Rhetorik wirft auf die polarisierte Epochenauffassung von Biedermeier und Vormärz ein neues Licht. Weitere Arbeiten untersuchen Heines rhetorisch-stereotypisch bestimmte Fremderfahrung in den Polen-Schriften, die Beurteilung von Heines Rhetorik in der ungarischen Heine-Forschung, Schuberts Heine-Vertonungen in denen Schubert seine homoerotischen Neigungen verschlüsselt thematisierte sowie unterschiedliche Gender-Aspekte in Heines Werk.
Der Band enthält die Vorträge einer Konferenz zum Thema Semantisierung der Form in der Literatur und in anderen Künsten, gehalten an der Universität Debrecen (Ungarn) im Jahr 2003. Die Referate gehen davon aus, dass der Form ab ovo mentale, moralische, ideologische (etc.) Inhalte zugeschrieben wurden und werden. Die Teilnehmer versuchten zu zeigen, wie in unterschiedlichen Epochen, Kulturen und Kunstarten die Zuschreibungsmechanismen funktionier(t)en.
Davon ausgehend, daß der literarische Text grundsätzlich Text rhetorischen Charakters ist, daß gelegentlich auch der wissenschaftliche Text eine Art Narration ist, wie es etwa neuere Diskurse der kulturellen Anthropologie (Clifford, Crapanzano) und der Geschichtsschreibung (White) überzeugend behaupten, werden im vorliegenden Konferenzband Texte besprochen, die in traditioneller Lektüre als Kommunikate, als Ausdruck existentieller Erlebnisse eines Subjekts gelesen wurden, oder solche, die Schicksalsfragen und Selbstbilder von Nationen und konfessionellen Gemeinschaften formulieren. Die Referenten zeigen dabei das Spannungsfeld zwischen kommunikativer Funktion und Rhetorizität literarischer Texte. Die so gestellte Frage berührt auch das Problem der Autorschaft, wirkt gegen inhaltlich orientierte Sinnbildungen am Text und richtet zugleich den Blick auch auf die referentielle Funktion der Rhetorizität.
Das Buch rekonstruiert die wichtigsten Stationen der Rezeption des Kaspar-Hauser-Stoffes in der deutschsprachigen Literatur. Nach der Darstellung des historischen Falles wird Kaspar Hauser als Symbolfigur in der Literatur nach der Jahrhundertwende vorgestellt (z.B. in Werken von Wassermann, Ebermayer und Klaus Mann). In den letzten Abschnitten zeigt der Autor eine Wende von einer referentiellen zu einer autoreferentiellen und dekonstruktiven Stoffaneignung in den Stücken von Peter Handke und Jürg Amann.
Bölls Romane «Billard um halbzehn», «Ansichten eines Clowns», «Gruppenbild mit Dame» haben bei ihrem Erscheinen das Zeitgefühl einer ganzen Lesergeneration getroffen. Die vorliegende Untersuchung stellt jedoch nicht die zeitgebundenen Aktualitäten in den Vordergrund, sondern nimmt bei einem grundlegenderen Problem ihren Ausgang: der Frage nach dem Menschen. In der Wandlung des Menschenbildes bei Böll wird gezeigt, wie ein abstraktes, jenseitsorientiertes Weltverständnis dadurch überwunden wird, daß der Mensch in der Liebe und mit seinem Nächsten zum Göttlichen findet und so Gott die alltäglich-menschliche Sphäre des Seins durchdringt.