Bookbot

Elena Ungeheuer

    Wie die elektronische Musik "erfunden" wurde
    Elektroakustische Musik
    • Es zählt zu den herausragenden Merkmalen elektroakustischer Musik, daß sie nach Anfängen in einigen wenigen Studios heute trotz oder gerade wegen der Verbreitung elektroakustischer Medien und Techniken in der Welt der Musik nicht gesichtslose Massenerscheinung geblieben ist. Vielmehr stellt sie in dem feinsinnigen Ineinanderwirken von Technik und Ästhetik, zu dem sie fähig ist, immer noch eine Herausforderung an den musikalischen Geist. Der vorliegende Band spürt den besonderen Konzepten dieser Musik und ihren Verwirklichungen nach. Dabei werden der ganze Radius von den ersten musikalischen Automaten und elektromechanischen Musikinstrumenten über die Pionierzeit analogen Komponierens der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts und ausgewählte Aspekte der Computermusik bis hin zu Industrial Rock, Techno und aktuellen Entwürfen der Netzmusik erfaßt. Die Diskussion der Bedingungen elektroakustischen Komponierens zeigt, daß allen Bestrebungen, die auf Elektrizität basierenden Klangerzeugungs- und Klangbehandlungstechniken im Sinne einer eigenwertigen, nicht imitativ orientierten Musik zu nutzen, ein experimenteller Gestus gemein ist. Dieser verlangt nach einer neuen Art musikalischen Hörens, das keine Illusion und vor allem keine Erkenntnis scheut.

      Elektroakustische Musik
    • Die Vorstellung, dass Musik sowohl Kunst als auch Wissenschaft, Praxis wie Poiesis ist, hat seit der Antike Bestand und lässt sich an verschiedenen Werken und Epochen der Musikgeschichte überprüfen. In der Frühzeit der elektronischen Musik, deren Kunstcharakter mittlerweile auch von der Musikwissenschaft anerkannt wird, boten die Arbeiten von Werner Meyer-Eppler ein Begriffssystem, das Komponisten eine reflektierte Theorie ermöglichte. Die physikalische Akustik sowie die von Meyer-Eppler vertretene Phonetik und Kommunikationsforschung bilden die theoretischen Grundlagen, die die Entwicklung von der Klangerzeugung zum Materialexperiment der elektronischen Musik begleiteten. Das Material der frühen elektronischen Musik umfasst reale Klänge, Klangerzeugungs- und -verarbeitungsgeräte sowie traditionelle kompositorische Techniken und ist Teil eines historischen Prozesses, der die Industriegesellschaft prägte. Die Tendenzen der Formalisierung und Rationalisierung, die die serielle Ideologie kennzeichnen, stehen im Einklang mit dem Wirtschaftswachstum der 50er Jahre. In der heutigen Zeit scheinen die Materialexperimente im Bereich fortschrittlicher Technologien wie Synthesizern und Computern kaum Zeit zu haben, sich in Kunst zu verwandeln. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Musik, deren Platz im Kanon noch unklar ist, wird durch die Beigabe von Klangexperimenten Meyer-Epplers, ermöglicht durch das Institut für Musik

      Wie die elektronische Musik "erfunden" wurde