Künstler zeichnen. Sammler stiften. Band III
250 Jahre Staatliche Graphische Sammlung München

![Zeichner in Rom 1550 – 1700 ; [zur gleichnamigen Ausstellung der Staatlichen Graphischen Sammlung München in der Pinakothek der Moderne, München, 2. Februar bis 13. Mai 2012]](https://rezised-images.knhbt.cz/1920x1920/56846038.jpg)




250 Jahre Staatliche Graphische Sammlung München
Venedig gilt weithin als die Stadt der Malerei. In engstem Bezug zu ihr entstanden vom 15. Jahrhundert bis zum Ende der Serenissima 1797, signifikante Meisterwerke der Zeichenkunst und Druckgraphik. Ihnen ist der Band zur gleichnamigen Ausstellung exklusiv gewidmet. Zeichnungen führen in das Ideen-Laboratorium wegweisender venezianischer Künstler von den Bellini über Lorenzo Lotto, Tintoretto und Veronese bis zu Guardi und Fontebasso. Tizian zeichnete packende Kompositionen für Holzschnitt und Kupferstich, und Tiepolos Werk vollendet sich in rätselhaften Radierungen von ergreifendem Tiefgang. Radierte Blätter von Marieschi und Canaletto prägen bis heute unsere poetischen Vorstellungen von der Atmosphäre und den besonderen Lebensumständen in dieser unvergleichlichen Stadt in mezzo al mare . Ausstellung der Staatlichen Graphischen Sammlung München, Pinakothek der Moderne 03. Februar bis 08. Mai 2022 Den Zugang zum online Bestandskatalog finden Sie hier: https://www.sgsm.eu/sammlung-collection/sgsm-online/venedig-bestandskatalog/
Italienische Monumentalmalerei in der Druckgraphik
Katalog zur Ausstellung der Staatlichen Graphischen Sammlung München in der Pinakothek der Moderne vom 13. Oktober 2018 bis 6. Januar 2019 Die italienische Kunst fand in der Monumentalmalerei der Renaissance und des Barock zu faszinierenden, oft überwältigenden Lösungen. Michelangelos »Sixtinische Decke«, das »Jüngste Gericht«, Fresken Raffaels und Annibale Carraccis zählen zu den eindrucksvollsten Schöpfungen der Kunstgeschichte. Über Jahrhunderte hinweg prägten Holzschnitte, Kupferstiche und Radierungen die Vorstellung von diesen Meisterwerken maßgeblich mit. Welche Strategien wurden entwickelt, die Dekorationen druckgraphisch zu inszenieren? Wie gelang es, Kuppelmalereien in die ebene Fläche des Papiers zu übertragen? Antwort auf diese Fragen geben hochkarätige Blätter und Montagen von Mantegna bis Tiepolo, von Andrea Andreani, Giulio Bonasone bis Carlo Cesio. Die Staatliche Graphische Sammlung München stellt in einer Überschau herausragende Beispiele dieses bisher wenig beachteten Zweiges der Druckgraphik in den Mittelpunkt. Der Ausstellungskatalog zeigt, wie sich Kunst in neue Kunst verwandelt, wie Komplexes und Großes ins leicht Lesbare und Handliche der Graphik übersetzt wurde. Neben ausgewählten Hauptwerken erfasst der Katalog den Gesamtbestand von fast 1.000 Blättern nach Wand- und Deckenbildern, unter anderem aufgeschlüsselt nach Druckgraphikern, erfi ndenden Malern und Orten.
Die Festschrift ist Michael Semff gewidmet, der die Staatliche Graphische Sammlung München seit dem Jahr 2000 als Direktor leitete und 2015 in den Ruhestand tritt. Durch eine Vielzahl wichtiger Ausstellungen, die häufig von bedeutenden Museen weltweit übernommen wurden, schärfte Semff das Profil der Sammlung nachhaltig. Zudem gelang es ihm, die Münchner Bestände durch gezielte Ankäufe sowie Schenkungen generöser Mäzene großartig zu ergänzen und zu erweitern. Die Kollegen an der Graphischen Sammlung luden Künstler und Wissenschaftler ein, dem passionierten und geschätzten Museumsmann ihre Reverenz zu erweisen. Die Beiträge legen den Schwerpunkt auf die Kunst der Zeichnung vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Semff ist ungeachtet seines weitgespannten Wissens kein Buchgelehrter, sondern erschloss sich den Zugang zur Kunst stets über die Werke selbst und genießt so gerade unter Künstlern ein hohes Renommee, wie der Band eindrucksvoll demonstriert: Die ihm zugeeigneten Kunstwerke stehen der Öffentlichkeit künftig zur Verfügung, da sie in den Besitz der Vereinigung der Freunde der Staatlichen Graphischen Sammlung München übergehen.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stieg Rom erneut zum führenden Kunstzentrum Italiens auf. Wie ein Magnet zog es Zeichner und Maler aus allen Teilen der Halbinsel an. Zu ihnen gesellten sich Kollegen aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Spanien. Sie alle lockte ein ehrgeiziges und zahlungskräftiges, gebildetes und geschmacksicheres Kunstpublikum, das eine Fülle von Aufträgen versprach. Der Katalog illustriert in einem weiten Bogen an Themen und Projekten die graphischen Mittel und neu beschrittenen Wege führender Künstler in Rom und zeichnet ein facettenreiches Bild dieser an Spannungen und glänzenden Kunstleistungen reichen Epoche. Werke von Taddeo und Federico Zuccari, Annibale Carracci, Gian Lorenzo Bernini und Pietro da Cortona, von Ottavio Leoni und Carlo Maratta, Claude Lorrain, Breenbergh, Schönfeld und vielen anderen stehen für eine Aufbruchstimmung zwischen Glaubensüberzeugung und Rationalismus, in der auch poetische Töne nicht überhört werden.
Zu den herausragenden Werken in der Staatlichen Graphischen Sammlung München zählt eine um 1570 entstandene großformatige Zeichnung von El Greco. Das Blatt war bereits im 18. Jahrhundert in der Schausammlung Kurfürst Carl Theodors in Mannheim, wurde aber erst 1929 als eine Arbeit des Künstlers erkannt. Damals stellte sich auch die Herkunft der Zeichnung aus dem Besitz Giorgio Vasaris heraus, der sie als 'Greco' beschriftete, ein Name, unter dem der erst 1567 nach Italien gekommene Domenikos Theotokópoulos aus Kreta später auch in Spanien berühmt werden sollte. Im Münchner Blatt, der bislang einzigen gesicherten Zeichnung aus El Grecos italienischer Zeit, variiert er frei Michelangelos Skulptur des 'Giorno' am Grabmal des Giuliano de Medici bei San Lorenzo in Florenz. Kurt Zeitler stellt in der großzügig bebilderten Publikation die bewegte Geschichte der von der Forschung wenig beachteten Zeichnung dar und weist nach, dass sie im Unterschied zur bisherigen Annahme keine Studie ist, sondern ein raffiniert konzipierter Kommentar El Grecos zum Wettstreit der Künste.