Wörlitz
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Von Juli bis Dezember 2002 initiierte das Kolleg für Management und Gestaltung nachhaltiger Entwicklung gGmbH in Dessau und Umgebung eine regionale Debatte zum Thema „Für Gastfreundschaft und gegen Fremdenfeindlichkeit“. Im Rahmen dieser Debatte fand ein Foto- und Textwettbewerb „Bilder der Gastfreundschaft“ statt, dessen Ergebnisse in diesem Buch dokumentiert werden. In der Region hat Gastfreundschaft eine lange Tradition, doch angesichts der aktuellen kulturellen, ökonomischen und gesellschaftlichen Umbrüche stellt sich die Frage nach ihrem Zustand. Wie steht es um die Souveränität gelebter Kultur? Sind Gastfreundschaft, Neugier auf andere und Offenheit für Begegnungen durch Unsicherheit und Misstrauen bedroht? Der Wert und die Notwendigkeit einer Kultur der Akzeptanz, Toleranz und Gastfreundschaft müssen als wichtige regionale Entwicklungschance hervorgehoben werden. Eine solche Kultur ist selbstbewusst und attraktiv für Besucher und Touristen. Sie stellt ein Potenzial für Humanität, Stabilität und sozioökonomischen Nutzen dar. Der Versuch einer Antwort zielt darauf ab, die Bedeutung dieser Werte in der heutigen Zeit zu betonen und deren Rolle für eine positive gesellschaftliche Entwicklung zu verdeutlichen.
Die Geschichte der heutigen IHK Halle-Dessau begann vor 175 Jahren mit der 1844 gegründeten »Handelskammer der Stadt Halle und der Saalörter« im preußischen Regierungsbezirk Merseburg. Der zweite Traditionsstrang, die »Handelskammer für das Herzogtum Anhalt« mit Sitz in Dessau, erwuchs 1889 mit deren Gründung. Bernd G. Ulbrich entwickelt die Geschichte der heutigen Industrie- und Handelskammer anhand der sie prägenden Persönlichkeiten – wie dem Kaufmann Ludwig Wucherer, dem Rübenzuckerindustriellen Carl August Jacob, den Bankiers Reinhold und Emil Steckner in Halle oder dem Zuckerraffinerie-Direktor Dr. Hermann Reichardt und dem Bankier Gustav Richter in Dessau – und stellt sie in den Zusammenhang mit dem historischen Geschehen. Er geht auf die Zäsuren Erster und Zweiter Weltkrieg, Nationalsozialismus und DDR-Sozialismus ebenso ein wie auf den Neubeginn nach 1989/90. Dabei wird deutlich, dass sich die IHK Halle-Dessau immer wieder mit eigenen Ideen und Vorschlägen in den wirtschaftspolitischen Diskurs einbrachte. Es entsteht das lebendige Bild einer Institution, die in einem gesellschaftlich immens wichtigen Sektor, der Wirtschaft, bis heute einflussreich wirksam ist.
Von der 1889/90 gegründeten Handelskammer für das Herzogtum Anhalt bis zur heutigen Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau – seit 125 Jahren werden auf anhaltischem Gebiet die klassischen Aufgaben einer Industrie- und Handelskammer wahrgenommen: Selbstverwaltung und Interessenvertretung der regionalen Wirtschaftskräfte, Beratung und Unterstützung staatlicher Stellen. Bernd G. Ulbrich blickt auf diese lange Kammergeschichte zurück, umreißt die Grundlinien ihrer Entwicklung und analysiert die Besonderheiten der Kammertätigkeit in den einzelnen Umbrüchen und Geschichtsepochen: in der Zentralwirtschaft des Ersten Weltkrieges, im Auf und Ab der Weimarer Republik, in der Kriegswirtschaft des Nationalsozialismus, in der Sowjetischen Besatzungszone nach Kriegsende, in der staatlichen Planwirtschaft der DDR, in der Marktwirtschaft unserer Gegenwart. Die zeitweilige Deformierung und Unterdrückung der Kammertradition durch Politik und Ideologie wird ebenso deutlich wie das hoffnungsvolle Wiederaufleben der Selbstverwaltungsidee in jüngster Vergangenheit. Insgesamt entsteht das vielschichtige Bild einer traditionsreichen Organisation, das zugleich einen besonderen Blick auf die mitteldeutsche Region Anhalt ermöglicht.