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Doppel- und Mehrfachburgen in der Bronzezeit und im Mittelalter, mittelalterliche Doppelstädte - Berlin Studies of the Ancient World 47
Doppel- und Mehrfachburgen in der Bronzezeit und im Mittelalter, mittelalterliche Doppelstädte - Berlin Studies of the Ancient World 47
Dieser dritte Band der Lossower Forschungen läßt auf Forschungsgeschichte, Archivalien und Befunde der Altgrabungen, bzw. Funde und Befunde bis 1984 die Ergebnisse der aktuellen Forschungen folgen. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Genese der Burgwallanlage von ihrem Beginn als befestigte bronzezeitliche Siedlung über ihre Funktionsverschiebung hin zum Kultplatz in der frühen Eisenzeit bis zu ihrer Aufgabe am Ende der Eisenzeit. Die Siedlung liegt auf dem Steilufer 30 m über der Oder, ein strategisches und verkehrsgeographisches Potenzial, das die bronzezeitlichen Bewohner zur Gründung eines Zentralortes nutzten. Ausgehend davon wurde nach den Aufgaben des Ortes und Funden/Befunden zur Untermauerung der Hypothese gefragt. Untersuchungen konzentrierten sich auf den Innenbereich des Burgwalls, dessen Genese und Nutzungsphasen geklärt und vorgelegt werden, und sein direktes Umfeld mit Vorburgsiedlung und Brandgräberfeld. Die Studie umfaßt Naturraum, Methodik, Funde aus Keramik, Metall, Stein, Knochen und Geweih sowie Tierknochen und Menschenknochen, botanische Reste und Baubefunde [Gruben, Scherbenpflaster, Deponierungen, Schächte].
Erstmals werden Siedlungsbefunde des Neolithikums bis zum Frühmittelalter systematisch auf kultische Aspekte untersucht. Neuere Ausgrabungen deuten vielfältige kultische Aktivitäten an, z. B. auf Freiflächen und in Gebäuden. Diese Befunde, als intentionale Niederlegungen bezeichnet, umfassen Bauopfer, Bestattungen in Siedlungen, Tierniederlegungen und Gefäßdeponierungen. Es zeigt sich, dass von der Norm abweichende Befunde nicht immer Kulthandlungen darstellen. Vergleiche mit besser bekannten Kulturkreisen und ethnologischen Befunden deuten auf die Vielfalt möglicher Interpretationen hin. Insbesondere halten Bestattungen von Kleinstkindern einer Deutung als Bauopfer nicht stand, und für Gefäßdeponierungen sind häufig auch praktische Gründe wahrscheinlich. Regelmäßigkeiten bei intentionellen Niederlegungen sind klar erkennbar, wie die Deponierung von Miniaturgefäßen in Häusern der älteren Kaiserzeit oder die Zerstörung niedergelegter Objekte. Teilweise können Bezüge zu anderen Fundorten wie Mooropferplätzen hergestellt werden, insbesondere bei der Auswahl von Tierknochen. Diese umfassende Analyse eröffnet neue Perspektiven auf die ritualisierten Praktiken und deren Bedeutung in der archäologischen Forschung.
Körbchenberlocken - Eimerberlocken - Mithrassymbole - Miniaturbeigaben.