Die kleine Karoline lädt ihre schreckenerregenden Mitbewohner zu einer Gruselrunde am Tisch ein, wo sie die ganze Schokolade aufessen. Sie erfährt von ihnen die tröstliche Gewissheit, dass auch Gespenster sich fürchten.
Andreas Renoldner Knihy






Kleine Reise in die Nacht
Drei Hörspiele
sie war wie die anderen ostwärts gegangen, der Sonne entgegen, die diesen Samstagmorgen im frühen Frühjahr noch nicht allzu hoch am Himmel gestanden war und er geblendet hatte. Wegen der Blendung hatte er die Augen zusammengekniffen und nichts deutlich erkennen können. Halb blind war sie zu den Stimmen hin und ihnen nachgegangen ... Ihr erster Urlaubstag fühlte sich an wie ein Zwischenwind aus lauem Süd, hart am Föhn. Der Montagmorgen hatte etwas überraschend Leichtes, was vielleicht mit dem Summen der Insekten zu tun hatte. Karin flog mit den Käfern aus dem Nachttraum hinaus und mit den Schmetterlingen in den Tagtraum hinein, bruchlos und ohne Kante. An diesem sommerlichen Vorfrühlingstag trugen sie und die meisten anderen Menschen in der Stadt aus Gewohnheit noch Reste der warmen Kleider. Die hingen an ihr wie Fetzen von Winterpelz an einem Rentier, das sich an einem Birkenstamm reibt und das Fell vom Leib schabt. Niemand hatte mit so etwas Lauem gerechnet, und jetzt stand allen die Überraschung im Gesicht, dass es von jetzt auf jetzt so warm sein konnte. Das Hautgefühl Karins knüpfte nahtlos am Spätsommer an, als hätte der sich über Nacht zum Frühsommer verjüngt. Als wäre nie ein Winter gekommen. Vielleicht hatte alles Weitere, das sich an diesem Tag ereignen sollte, inklusive Nichterwachen und Tagträumen, mit dem Zeitsprung zu tun. Gestern Winter. Heute Fastschonsommer. Das Dazwischenliegende vergessen. Der Tag war wie ein Schalttag, nicht wirklich wirkaben, damit die Zeitrechnung mit der Erdbahn und der Position zur Sonne zusammenpassen möge. Zeit war an diesem Tag eine weltfremde Übergangsphase von einer Zeitrechnung in eine andere, ein Zwischenschritt, mit dem eine andere Welt übersprungen wurde wie ein Graben oder ein Erdspalt voller Geheimnisse. Etwas Besonderes. Eine Ausnahme.
Auch wenn sich ein Mörder noch so gewitzt anstellt, kann ein unglücklicher Zufall dafür sorgen, dass er auf der Liste der Verdächtigen landet. Wenig später steht der Kripomann vor seiner Tür, bittet um Einlass und ein Gespräch. Es beginnt ein Zweikampf, in dem es um Vertuschung, Ablenkung, geschickte Tarnung und bald auch um emotionale Strategien geht, hat doch der Kripomann im Zuge der Befragungen eine biografische Schwachstelle gezeigt. Hier hakt der Müllmann, ein arbeitsloser Sammler der Dinge, ein. Annabell musste sterben, dessen ist er sich sicher. Doch in diesem abgründigen Spiel macht er Fehler. So mancher Zweifel des Kripomannes kann zerstreut werden, doch als ein dritter Spieler eingreift, verstrickt sich der Täter immer tiefer in Widersprüche. Erzählt aus der Perspektive des Mörders entwirft Andreas Renoldner das Psychogramm eines Mannes, der das Wort Schuld nicht zu kennen scheint.
Endstation Wendeplatz
- 256 stránok
- 9 hodin čítania
Dagmar wird wegen Konkurs der Firma gekündigt und bald danach delogiert. Sie packt das Allernötigste und übersiedelt in ihren Kombi. Auch aus Scham bricht sie ihre letzten Freundschaften ab, steht sie alleine da und fühlt sich zunehmend stärker in Angst getrie-ben. Noch hat sie ein wenig Geld, Ihre Suche nach Geborgenheit und Sicherheit beginnt. In der auf wenige Tage konzentrierten Geschichte eines „plötzlichen Endes“ erscheinen drei alte Bekannte, einer davon sei so etwas wie ihre große Liebe gewesen, sowie ein Mann, der auf der Suche nach einer Frau für Hausarbeit und Bett ein interessantes Angebot macht. Die eigentliche Liebesgeschichte entwickelt sich ausgerechnet mit dem zwielichtigsten Mann, den sie neu kennen lernt. Nicht einmal sein Name ist klar. Trotzdem finden sie zueinander und für ein Wochenende wird Karl oder Eduard die große Hoffnung. Alles wird gut. Schon am Montag folgt sehr rasch Schlag auf Schlag. Der Wagen wird bei einem Unfall zu einem Wrack, sie flüchtet mit einem Koffer und entdeckt dabei, dass Karl ihr mehr als die Hälfte des Bargeldes gestohlen hat. Das Ende lässt ein wenig Hoffnung offen.
Renato
- 252 stránok
- 9 hodin čítania
Urlaub an schönen Stränden in Griechenland! Kürzlich ist die Scheidung gewesen. Vor ihm liegt der Sommer, diesmal ohne Kinder und ohne Frau - vor allem aber ohne geregelte Abläufe und Strukturen. Das früher Lästige fehlt jetzt. Die Tage streichen ohne Ziel und Ordnung dahin. Ihm fällt nichts Besseres ein, als wie die Jahre zuvor mit dem ehemaligen Familienauto nach Griechenland zu fahren, aus Gewohnheit wird es wie immer Campingurlaub mit Boot. Nach jahrelangem Familienleben ist er verloren und hilflos und leidet an seiner Einsamkeit. Als er wie früher mit den Kindern alleine die Küste entlang paddelt, nur damit der Urlaub vorbei geht, steigt der junge, homosexuelle Renato zu ihm ins Boot und flüchtet so vor einem aufdringlichen Verehrer aus einer einsamen Bucht. Renato ist ebenfalls ziellos unterwegs, sucht keine neuen Urlaubsparadiese, sondern Ruhe und Geborgenheit, was er aber in der Szene nicht kriegen kann. Der Familienvater strahlt anscheinend Fürsorglichkeit aus, bei ihm fühlt sich Renato geborgen. In Sicherheit gebracht steigt er nicht aus dem Boot, sondern die beiden Männer beschließen, gemeinsam weiter zu fahren. Renato bringt viel Schwung und kleine Abenteuer. Er ist lebendig, gefühlvoll, vor allem aber vertrauensselig wie ein Kind. Dazu kommt eine erotische Ausstrahlung, die auch auf den Familienvater wirkt. Erschrocken hält sich der auf Abstand. Genau diese Distanz erlebt Renato als Möglichkeit für Vertrauen. Weil er sich vor Übergriffen sicher fühlt, rückt er näher. Irgendwann kippt das vertraulich-freundschaftliche Verhältnis, und für den Familienvater wird der Urlaub in Griechenland zu einer erotischen Liebesbeziehung. Diese Grenzüberschreitung ist für beide eine fatale Überraschung. Während Renato darin bestätigt wird, immer ein Opfer von älteren, lüsternen Männern sein zu müssen, bricht für den Familienvater die Normalität zusammen. Sein Selbstbild von einem anständigen, vor allem aber normalen Leben wird durch den jungen Schwulen zerstört. Etwas Unbekanntes und vor allem Ungewolltes in ihm selber hat sich deutlich gezeigt. Renato bricht sofort den Urlaub ab, inszeniert einen Notfall und lässt sich auf schnellstem Weg nach Italien zurück bringen. Der ganz normale Familienvater kämpft gegen das Fremde in ihm selber und findet den Ausweg, Renato zum Schuldigen zu machen. Es gibt nur mehr eine Möglichkeit, das Fremde und Dunkle aus seinem Leben zu schaffen …

