Wie lassen sich fünf Jahrhunderte Frauengeschichte erzählen? Die Autorin Caroline Arni beginnt bei ihrer Grossmutter. Darauf folgen elf poetische Porträts von bekannten und weniger bekannten Persönlichkeiten von der Reformation bis ins 20. Jahrhundert. So individuell und singulär die Lebensläufe der hier porträtierten Frauen sein mögen, zusammen geben sie Einsicht in die Weltgeschichte. Nicht alle erfuhren dasselbe Unrecht, kämpften für oder gegen dieselben Ideen, aber jede hatte ihre eigenen Träume. Die Historikerin lenkt den Blick auf die Frage, wie in Biografien einzelner Frauen Allgemeines sichtbar wird: die Geschichte der Arbeit, die Geschichte der Kunst, die Geschichte der Demokratie, die Geschichte der Sklaverei oder die Geschichte der Ideen. Wenn Arni von diesen Frauen erzählt, wird ein Stück Schweizer Geschichte fassbar. Die Künstlerin Karoline Schreiber nähert sich den Frauen mit ihren Illustrationen. Die Skizzenhaftigkeit ihrer Bilder lässt erahnen, dass die Spuren, die ein Leben in den Archiven und Geschichtsbüchern hinterlässt, unterschiedlich deutlich sind – besonders die von Frauen.
Band 7 der Stadt.Geschichte.Basel behandelt die Auswirkungen von Kriegen und Konflikten auf Basel, die Entwicklung zur "Chemiestadt", das Wachstum bis in die 1960er-Jahre, den modernen Verwaltungsaufbau und den Kampf um politische Mitsprache der Frauen sowie den Aufstieg der Wissensgesellschaft in einer religiösen Stadt.
"This book digs into the rich and mostly unexplored history of how the human sciences approached the unborn in terms of "fetal life" by extending their gaze and research to what they called "the period before birth.""--
Für die Kritik der modernen Geschlechterordnung war und ist die Kritik an Naturbezügen zentral – zugespitzt im Argument, das vermeintlich Natürliche sei ganz und gar kulturell und die Geschlechterordnung (ja, die Geschlechtlichkeit selbst) infolgedessen vollständig sozial konstruiert. Aus dieser Perspektive steht jedes Argumentieren mit Natur grundsätzlich unter Essentialismusverdacht. In der historischen Arbeit entpuppt sich diese Kritik zunehmend als vorschnelle Begrenzung – wenn nämlich nicht auch danach gefragt werden kann, worum es Akteur*innen eigentlich geht, wenn sie von „Natur“ reden, oder wenn ein Naturbegriff absolut gesetzt wird, der selbst historisch ist. Im vorliegenden Heft werden solche Fragen anhand historischer Fallstudien von der Antike bis ins frühe 20. Jahrhundert diskutiert. Aus dem Inhalt: Die Rolle der Inkas in Guaman Pomas Geschichte der Anden / Carolyn Merchants „Death of Nature“ und sozio-ökologische Utopien der Frühen Neuzeit / Tierische Beziehungen / Schweizer Naturforscher in Niederländisch-Ostindien / German-Speaking Merchants on Honour and Manhood / Vormoderne Geschlechtsidentitäten in Frage stellen? / Die Verkörperung der Natur und der natürliche Körper in Pliniusʼ „Naturalis historia“ / Menschen sind auch Mütter / The Nature of the Posthuman: Rosi Braidotti and the Resurrection of Ecofeminismian language? “Nature” and its presumed opposite, “culture” are central categories when examining the modern order of the sexes. A central argument has long been that what is supposedly “natural” might actually be entirely “cultural” and that the “natural” gender order and even gender itself is, indeed, socially constructed. Any reference to “nature” has thus been fundamentally subjected to a suspicion of essentialism, leading to to harsh feminist critiques of intellectual currents such as “ecofeminism” or “feminism of difference”. This binary way of thinking, however, seems to bear in it an unproductive limitation of research. It becomes impossible to ask what historical actors are doing when they use the term “nature” and it makes the concept of nature absolute, rather than showing it to be the subject to considerable historical change. This issue discusses questions of the contingency of nature and its relationship with gender along various historical settings, thus making an important contribution to our current debate on “nature”, culture and the gendered order of society.
Im späten 19. Jahrhundert äußerten französische Psychiater eine alarmierende Vermutung : Bei Kindern, die während der preußischen Belagerung und der blutigen Revolten in Paris 1870 / 71 gezeugt worden waren, beobachteten sie gehäuft körperliche und psychische Anomalien. Das ließ aufhorchen: Konnte es sein, dass die turbulenten Ereignisse jener Jahre eine fatale Wirkung in der nachfolgenden Generation entfaltet hatten ? Von dieser medizinhistorischen Episode ausgehend untersucht Caroline Arni die Geschichte der humanwissenschaftlichen Erforschung des Werdens von Menschen. Sie zeigt, wie Physiologen, Mediziner und Psychologen im 19. Jahrhundert das Ungeborene zum « Vorgeburtlichen » erklärten, wie sie im Leben des Fötus Ursprünge kindlicher Eigentümlichkeiten und Anfänge menschlicher Subjektivität suchten und wie sie im Körper der Schwangeren Vergangenheit und Zukunft der Gesellschaft miteinander verschränkten.
Sozialgeschichte ist ein etabliertes Forschungsfeld, dessen Existenz jedoch manchmal als bedroht gilt. Das Soziale bleibt unbestreitbar im gesellschaftlichen Diskurs präsent. Die anhaltende soziale Ungleichheit widerspricht einem linearen Fortschrittsnarrativ und stellt eine der großen politischen und intellektuellen Herausforderungen unserer Zeit dar. Kritiker eines sozialwissenschaftlichen Anthropozentrismus hinterfragen den privilegierten Status des Sozialen als analytische Kategorie. Vertreter neuer soziologischer Ansätze untersuchen die Beziehungen zwischen Personen und Objekten anstelle von Strukturen, Individuen, sozialen Gruppen und Klassen. In diesem Kontext wird erkundet, was heute unter Sozialgeschichte verstanden wird. Dabei zeigen sich sowohl die Tragfähigkeit traditioneller Konzepte als auch neue Impulse und transdisziplinäre Konzepttransfers. Der Band beleuchtet aktuelle Praktiken der Sozialgeschichte, die durch bewährte Ansätze und klassische Konzepte geprägt sind, aber auch von innovativen Ideen und Ansätzen aus anderen Disziplinen profitieren. So wird deutlich, dass die Sozialgeschichte weiterhin relevant ist und sich an die Herausforderungen der Gegenwart anpasst.
Wie in Begriffen von Verwandtschaft und Genealogie die Zugehörigkeit von Personen begründet wird, fasziniert die Geschichtswissenschaft und Anthropologie stets von neuem. Im aktuellen Heft der Zeitschrift L´HOMME wird eine gegenstandsbezogene Hergehensweise versucht: Im Zentrum steht die Geschichte der Deutungen von körperlichen als generativen Substanzen. Dabei ist 'generativ' nicht nur im Sinn von Zeugung gemeint. Vielmehr geht es darum, wie körperliche Substanzen in einer Weise bedeutsam gemacht werden, die Personen und deren Zugehörigkeiten in Begriffen von Verwandtschaft und Abkunft hervorbringt. Präsentiert werden unter anderem Beiträge zur Milchverwandtschaft im Islam, zu DNA-Abstammungstests oder zur Konvertibilität von Blut und Samen in der christlichen Vorstellungswelt.