Bernd Rieken Knihy






Macht und Ohnmacht aus individualpsychologischer Sicht
Psychodynamische und gesellschaftliche Zugänge
„Erzählen über Katastrophen“ – zu diesem Thema tagte die Kommission für Erzählforschung in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde im Herbst 2014. Gemäß der interdisziplinären Ausrichtung der Kommission vereint der Band Beiträge aus der Europäischen Ethnologie, der Deutschen Philologie und der Psychotherapiewissenschaft. Allen Aufsätzen ist gemein, dass sie das Erzählen als ein menschliches Grundbedürfnis in den Vordergrund rücken, das der Erklärung, Sinnfindung und Orientierung in der Welt genauso wie der persönlichen Entlastung dient. Im Fall einer Katastrophe ist dieses von besonderer Bedeutung, denn durch das Erzählen werden belastende Erlebnisse in Sachzusammenhänge eingeordnet und verlieren somit den Stachel der Bedrohlichkeit. Es hat sich gezeigt, dass eine intensive AuseinanderSetzung mit traumatischen Geschehen dringend notwendig ist. Mit Beiträgen von Helga Bleckwenn, Christiane Eichenberg, Brigitte Frizzoni, Susanne Hose, Jessica H. Huss, Anna Jank, Hannelore Jeske, Akemi Kaneshiro-Hauptmann, Alfred Kube, Florian Maria König, Alfred Messerli, Christina Niem, Kathrin Pöge-Alder, Bernd Rieken, Ingo Schneider, Christine Shojaei Kawan, Michael Simon, Simone Stiefbold, Christina Wiedersich.
Arachne und ihre Schwestern
Eine Motivgeschichte der Spinne von den "Naturvölkermärchen" bis zu den "Urban Legends"
Eine Kulturgeschichte der Spinne aus volkskundlicher Sicht mag ungewöhnlich erscheinen, ist aber ein spannendes Unterfangen, weil die Tiere in der Regel heftige Emotionen auslösen. Der Bogen der Arbeit ist weit gespannt: Er reicht von den „Naturvölkermärchen“ über die traditionelle europäische Volkskultur (Volksmedizin, Volksglaube, Märchen und Sage) bis in die Gegenwart. Dazu zählen etwa der Sciencefictionfilm, „Urban Legends“ im Internet, aber auch Werbung oder politische Kultur. Die Texte und Quellen werden volkskundlich-kulturgeschichtlich und tiefenpsychologisch interpretiert. Dadurch ist es möglich, die Spinne im Zusammenhang mit Ängsten zu sehen, die viel über die heimliche Macht der Frau in traditionellen und modernen Gesellschaften aussagen.
Angst in der Katastrophenforschung
Interdisziplinäre Zugänge
Während sich Psychologie und Psychotherapie ausführlich mit dem Phänomen Angst befassen, wird ihm abseits dieser Disziplinen häufig wenig Beachtung geschenkt. Selbst in der Katastrophenforschung ist ein expliziter Bezug zur Angst seltener zu finden, als vermutet werden könnte. Tatsächlich fungieren Erdbeben, Sturmfluten oder Flugzeugabstürze jedoch als Auslöser existentieller Ängste, denn sie bedrohen das Bedürfnis nach Sicherheit und infolgedessen die Identität sowohl von Individuum als auch Kollektiv. Angesichts eines solchen Zusammenhangs beschäftigte sich die Tagung des Katastrophennetzes KatNet an der Katastrophenforschungsstelle (KFS) der Freien Universität Berlin und des Instituts für psychoanalytisch-ethnologische Katastrophenforschung der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien mit dem Thema „Angst in der Katastrophenforschung, -vorsorge und -bewältigung“. Aufbauend auf dieser Tagung bieten die Beiträge der Autorinnen und Autoren nun interdisziplinäre Zugänge zur Angst- und Katastrophenforschung, die von der Europäischen Ethnologie über die Tiefenpsychologie bis zu den Sozialwissenschaften reichen.
Nach einer Katastrophe wie der schweren Lawine von Galtür im Jahre 1999 ist der Verarbeitungsprozess der Betroffenen oftmals langwierig und bedarf in der Regel einer intensiven AuseinanderSetzung mit dem Geschehen. Drei der von Bernd Rieken bereits 2008 geführten Interviews mit betroffenen Einheimischen legen dabei eine weiterführende Beschäftigung mit der Katastrophenbewältigung der jeweiligen Personen nahe, da deren Erlebnisse besonders schwerwiegend waren. Der interdisziplinäre Sammelband macht es sich zur Aufgabe, die Interviews möglichst detailliert und dabei vielschichtig zu interpretieren. So werden sie einerseits aus verschiedenen psychotherapiewissenschaftlichen Perspektiven in Hinblick auf Verarbeitungs- und Bewältigungsmuster untersucht und andererseits geisteswissenschaftlich, indem sie aus Sicht der Ethnologie, Erzählforschung und Philosophie betrachtet werden.
Alfred Adler heute
- 331 stránok
- 12 hodin čítania
Die moderne Individualpsychologie versteht sich als eine psychodynamische Richtung, die ihre Wurzeln in der Psychoanalyse nicht verleugnet, aber gleichzeitig auf Eigenständigkeit Wert legt. Die Beiträge sind das Ergebnis einer Tagung, die im Mai 2010 an der Sigmund-Freud-Privatuniversität stattgefunden hat und zum 100-jährigen Jubiläum der Individualpsychologie im Jahre 2011 in schriftlicher Form vorliegen. Folgende Themenschwerpunkte werden behandelt: Psychotherapiewissenschaft, Psychoanalyse, Psychosomatik, aktuelle Entwicklungen, Kultur – Gesellschaft – Gemeinschaft, kognitive Ansätze, spezielle Anwendungen. Mit Beiträgen von Helmut Albrecht, Herta Brinskele, Petra Eibl-Mörzinger, Gisela Eife, Peter Gasser-Steiner, Vlad Grigorescu, Alfred Kirchmayr, Vivien Langer, Dorothea Oberegelsbacher, Gabriela Pap, Joachim Prandstetter, Susanne Rabenstein, Gisbert Redecker, Bernd Rieken, Brigitte Sindelar, Thomas Stephenson, Roland Wölfle, Stefanie Zauner
Psychoanalytische Individualpsychologie in Theorie und Praxis
Psychotherapie, Pädagogik, Gesellschaft
- 350 stránok
- 13 hodin čítania
Dieses Buch befasst sich mit der Zusammenarbeit zwischen Alfred Adler und Sigmund Freud, analysiert die inhaltlichen Differenzen, die zu ihrer Trennung geführt haben, und beleuchtet die philosophisch-kulturgeschichtlichen Hintergründe. Davon ausgehend werden Adlers Theorie sowie die Weiterentwicklungen der individualpsychologischen Persönlichkeits- und Entwicklungslehre, Psychopathologie, Technik der individualpsychologischen Praxis mit ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden zur Psychoanalyse sowie zahlreiche Spezialgebiete dargestellt. Zudem wird auf die Bedeutung der Individualpsychologie für die Gesellschafts- und Kulturwissenschaften eingegangen. Das didaktisch gut gegliederte Werk berücksichtigt sowohl die Querverbindungen zur Psychoanalyse als auch internationale Entwicklungen der modernen Individualpsychologie und aktuelle Forschungsergebnisse der Neurowissenschaften. Es richtet sich an alle an Individualpsychologie interessierten PsychotherapeutInnen, PsychologInnen, ÄrztInnen und KulturwissenschaftlerInnen.
Am 23. Februar 1999 verwüstete eine Lawine Ortsteile von Galtür, die seit Jahrhunderten als sicher galten und in der grünen Zone lagen. Neben zahllosen Verletzten forderte die Katastrophe 31 Menschenleben, davon 25 Urlaubsgäste und sechs Einheimische. Weil ein derartiges Geschehen Spuren in den Dorfbewohnern hinterlassen haben muss, ging der Autor im Rahmen einer psychoanalytisch-ethnologischen Feldforschung der Frage nach, ob und inwieweit die Einheimischen das Desaster verarbeitet haben. Er kam zu überraschenden Ergebnissen, die dem offenen Horizont eines interdisziplinären Zugangs zu verdanken sind, dessen Anliegen es ist, den Gegensatz zwischen „Objektivisten“ und „Konstruktivisten“ in der Katastrophenforschung zu relativieren.
"Nordsee ist Mordsee"
Sturmfluten und ihre Bedeutung für die Mentalitätsgeschichte der Friesen
- 455 stránok
- 16 hodin čítania
Das Siedeln an den Flachküsten der südlichen Nordsee war stets riskant. Seit der letzten Eiszeit steigt der Meeresspiegel kontinuierlich, und die Nordwestwinde treiben bei Stürmen die „Mordsee“ an. Diese Angst vor Sturmfluten prägt die friesische Mentalitätsgeschichte und ist in der populären Überlieferung verankert. Die Arbeit verfolgt einen historischen Ansatz, fokussiert jedoch nicht auf eine detaillierte Chronologie, sondern darauf, wie die Friesen mit Sturmfluten umgegangen sind. Dabei werden mentalitätsgeschichtliche und psychologische Perspektiven herangezogen. Nach einem Überblick über die naturgeschichtliche und besiedlungsgeschichtliche Entwicklung der Region werden die Ursprünge der Friesen und die Entstehung der friesischen Freiheit im Mittelalter behandelt, die im kollektiven Gedächtnis lebendig bleiben. Der Hauptteil umfasst Erzählungen über Sturmflutkatastrophen, von mythologischen Erklärungen zum Durchbruch des Ärmelkanals bis hin zu den großen „Manndränken“ des Mittelalters und der Neuzeit sowie den Sturmfluten von 1962 und 1976. Das Buch endet mit einem Kapitel über den globalen Klimawandel und vergleicht öffentliche Reaktionen auf die Tsunami-Katastrophe von 2004 mit den Bewältigungsstrategien der Sturmfluten.