This book offers the first attempt at understanding interpersonal violence in ancient Athens. While the archaic desire for revenge persisted into the classical period, it was channeled by the civil discourse of the democracy. Forensic speeches, curse tablets, and comedy display a remarkable openness regarding the definition of violence. But in daily life, Athenians had to draw the line between acceptable and unacceptable behavior. They did so by enacting a discourse on violence in the performance of these genres, during which complex negotiations about the legitimacy of violence took place. Performances such as the staging of trials and comedies ritually defined the meaning of violence and its appropriate application. Speeches and curse tablets not only spoke about violence, but also exacted it in a mediated form, deriving its legitimate use from a democratic principle, the communal decision of the human jurors in the first case and the underworld gods in the second. Since discourse and reality were intertwined and the discourse was ritualized, actual violence might also have been partly ritualized. By still respecting the on-going desire to harm one’s enemy, this partial ritualization of violence helped restrain violence and thus contributed to Athens’ relative stability.
Werner Riess Knihy



Apuleius und die Räuber
Ein Beitrag zur historischen Kriminalitätsforschung
Der lateinische Autor Apuleius von Madauros (ca. 125–170 n. Chr.) hat in seinem Roman, den Metamorphosen, die ausführlichsten Räuberdarstellungen der lateinischen Literatur hinterlassen. Bis heute ist die Frage nach ihrer Authentizität ungeklärt. Sie kann nur beantwortet werden, indem dem fiktionalen Räuberbild des Apuleius ein sozialhistorisch zuverlässiges Bild der antiken Räuber gegenübergestellt wird. Das Heranziehen der Soziologie des abweichenden Verhaltens deckt grundlegende Strukturen der Kriminalität im Imperium Romanum auf; die Berücksichtigung von Fragestellungen der historischen Kriminalitätsforschung der Frühen Neuzeit rückt die römische Gesellschaft in den Kontext vormoderner Agrargesellschaften und entwirft ein umfassendes Tableau des römischen Räuberwesens. Zum ersten Mal ist es dadurch möglich, das Räuberbild eines antiken Autors auf verschiedenen Ebenen zu analysieren und somit einen Einblick in seine Schreibpraxis zu gewinnen. In einem abschließenden Kapitel wird die grundsätzliche Problematik der Vermittlung zwischen Realität und Text literaturwissenschaftlich-philosophisch untersucht. Damit werden nicht nur die gewonnenen Ergebnisse theoretisch untermauert, sondern die komplexen Beziehungen zwischen Historie und Fiktion anhand des antiken Beispiels deutlicher greifbar als dies bislang in der Fiktionalitätsforschung geschehen ist. Mit Registern.