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Petra Haustein

    Konzentrationslager - Geschichte und Erinnerung
    Instrumentalisierung, Verdrängung, Aufarbeitung
    Geschichte im Dissens
    • Geschichte im Dissens

      • 491 stránok
      • 18 hodin čítania

      Seit 1990 wird intensiv über die Erinnerung an die beiden deutschen Diktaturen diskutiert. Einigkeit besteht darin, die nationalsozialistischen Verbrechen nicht zu relativieren und die stalinistischen nicht zu bagatellisieren. Doch wie lässt sich dieser Auftrag an einem Ort wie Sachsenhausen umsetzen, der verschiedene historische Phasen durchlief: von einem nationalsozialistischen Konzentrationslager über ein sowjetisches Speziallager bis hin zu einer Gedenkstätte der DDR? Diese Fragestellung führt zu Konflikten zwischen ehemaligen KZ-Häftlingen und stalinistisch Verfolgten. Die einen befürchten, dass die Geschichte der Speziallager die Erinnerung an die NS-Verbrechen verdrängt, während die anderen sich als „Opfer zweiter Klasse“ fühlen. Die Autorin analysiert die Konfliktdynamik seit 1990 anhand eines Konsens-Dissens-Modells und stützt sich auf Interviews mit ehemaligen Häftlingen und Gedenkstättenexperten. Die Ursachen der Konflikte liegen in den unterschiedlichen Lebensgeschichten, politischen Überzeugungen und Wertvorstellungen der Beteiligten. Ein zufriedenstellender Kompromiss wäre unrealistisch. Stattdessen plädiert die Autorin für die Anerkennung von Differenz als Teil der politischen Kultur in Deutschland. Die Studie wird so zu einem Meilenstein im Umgang mit der Vergangenheit, deren Nachwirkungen in der Gegenwart weiterhin spürbar sind.

      Geschichte im Dissens
    • Die Analyse der widersprüchlichen Wahrnehmung der Speziallager der SBZ/DDR ist ein Plädoyer für einen differenzierten, forschungsgestützten Umgang mit diesem komplexen Thema. Nach 1989 hat die in der DDR tabuisierte und in der Bundesrepublik nahezu vergessene Geschichte der Speziallager in der SBZ/DDR neue Aufmerksamkeit erlangt. Karl Wilhelm Fricke gibt einen Überblick über die widersprüchliche öffentliche Wahrnehmung der Lager. Mit der Ära Adenauer befassen sich Wolfgang Buschfort (»Ostbüros«) und Wolfram v. Scheliha (zeitgenössische Medien). Norbert Frei (Vergangenheitsdebatte), Ch. Schneider (Kriegsgeneration auf der Anklagebank) und Alexander v. Plato (Thematisierung stalinistischer Verbrechen) analysieren den bundesdeutschen Erinnerungsdiskurs nach Adenauer. Aktuelle Entwicklungen und Kontroversen untersuchen Bettina Greiner (Kommunikation über deutsche Opfererfahrung), Petra Haustein (Konflikt um die Gedenkstätte Sachsenhausen), Anne Kaminsky (Speziallagergedenkstätten), Günter Agde (filmische Thematisierung) und Bodo Ritscher (Forschungsstand). Bernd Faulenbach thematisiert das Gedenken im vereinten Europa. Volkhard Knigge fragt nach Perspektiven der Gedenkstättenarbeit im 21. Jahrhundert. Eine Auswahlbibliographie (R. Hofmann/Bodo Ritscher) ergänzt den Band.

      Instrumentalisierung, Verdrängung, Aufarbeitung