Zur Geschichte der Semantik eines musikalischen Elementarkontrasts
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Die Analyse der Semantik von Dur und Moll beleuchtet die tiefgreifenden Bedeutungsunterschiede zwischen den beiden musikalischen Modi. Der Autor untersucht, wie diese Modi emotionalen Ausdruck und kulturelle Konnotationen prägen. Durch eine Kombination aus theoretischen Ansätzen und praktischen Beispielen wird das Zusammenspiel von Musik und Sprache erforscht. Das Buch bietet Einblicke in die Psychologie der Wahrnehmung und die Rolle von Dur und Moll in verschiedenen Musiktraditionen, wodurch ein umfassendes Verständnis der musikalischen Semantik entsteht.
Verlage spielen in der europäischen Musikkultur eine Schlüsselrolle. An kaum einem Ort lässt sich dies eindrucksvoller studieren als in Leipzig. Hier erfolgte ab 1800 eine starke Konzentration des deutschen Musikalienhandels, die mit einer deutlichen Professionalisierung. Kein anderer Ort zeigt aber auch so dramatisch, wie sich die großen Katastrophen der jüngeren deutschen Geschichte (Weltkriege, Diktaturen, staatliche Teilung) auf das über Jahrhunderte gewachsene Netzwerk des Musikbetriebs auswirkten und zu einer gravierenden geographischen Schwerpunktverlagerung im deutschen Verlagswesen führten. Der Band bietet die erste wissenschaftliche Gesamtdarstellung, welche die Entwicklung des Leipziger Musikverlagswesens von seinen Anfängen im 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart nachzeichnet. Viele neue Quellenfunde (vor allem aus dem Sächsischen Staatsarchiv Leipzig) werden hier erstmals dokumentiert und aus einer breiten interdisziplinären und internationalen Perspektive beleuchtet. Die 20 Beiträge stammen von Musikforschern, Historikern und Juristen, Buch- und Medienwissenschaftlern.
Motivisch-thematische Arbeit wird von vielen als Inbegriff des instrumentalen Komponierens und entscheidendes Kriterium bei der Bewertung von Symphonien, Sonaten oder Streichquartetten angesehen. Diese weit verbreitete Überzeugung, besonders im deutschsprachigen Raum, hat zu komplexen Werkanalysen geführt, jedoch auch zur Vernachlässigung anderer Parameter und zur Abwertung von Werken, in denen thematische Strukturen nicht zentral sind. Dadurch wird ein germanozentrisches Bild der Musikgeschichte gefördert. In diesem Band wird der Diskurs über motivisch-thematische Arbeit umfassend beleuchtet, von den Anfängen im frühen 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die musiktheoretische und ästhetische Perspektive wird durch einen kulturgeschichtlichen Blickwinkel ergänzt, der sich mit der identitätsstiftenden Funktion beschäftigt, die eine scheinbar rein satztechnische Kategorie wie thematische Arbeit in einem bestimmten historischen Kontext übernehmen kann. Der Band bietet zahlreiche Anregungen und Diskussionsstoff für Interessierte.
Seit der politischen Wende von 1989 sind kulturelle Bezüge zwischen West- und Ost(mittel)europa zunehmend ins Zentrum auch der Musikwissenschaft gerückt. Diese geographische Horizonterweiterung ging einher mit einer Öffnung zu kulturgeschichtlichen Fragestellungen und einer kritischen Auseinandersetzung mit Traditionen der bürgerlichen Kunstreligion und deren nachhaltigem Einfluss auf das Fach. Beide Entwicklungen hat Helmut Loos maßgeblich vorangetrieben. Die vorliegende Festschrift reflektiert in 63 Beiträgen aus 15 Ländern ebenso das breite internationale Netzwerk des Jubilars wie seine vielfältigen Forschungs- schwerpunkte: von der Kirchen- und im weiteren Sinne religiösen Musik in ihren werkbezogenen, rezeptions- und sozialgeschichtlichen Aspekten über Kunstreligion und (Kultur-)Politik bis zu einem breiten Spektrum an Themen zum Musikleben des mittel- und osteuropäischen Raums.
Der französische Komponist Olivier Messiaen (1908-1992) wird oft als Einzelgänger betrachtet, doch Experten wie Theo Hirsbrunner betonen, dass sein Werk tief in der französischen Kultur verwurzelt ist. Die Frage, ob es eine einheitliche französische Tradition in der Musik gibt, wird in elf Beiträgen aus zwei Perspektiven behandelt. Zunächst wird Messiaens Platz innerhalb größerer geistiger Strömungen wie der französischen Orgelmusik, Musiktheorie, Zeitphilosophie und der Literatur des Renouveau catholique beleuchtet. Anschließend wird sein Verhältnis zu anderen Komponisten untersucht, darunter seine Vorbilder Claude Debussy und Charles Tournemire, sein Lehrer Maurice Emmanuel, sein Freund André Jolivet sowie scheinbare Gegenspieler wie Erik Satie und die Gruppe „Les Six“. Die Herausgeber und Autoren stammen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kanada und Österreich und sind ausgewiesene Kenner der französischen Musik- und Kulturgeschichte. Der Band bietet zahlreiche neue Erkenntnisse über einen der führenden Komponisten seiner Zeit und entwirft ein breites, facettenreiches Panorama der französischen Musikkultur im frühen 20. Jahrhundert. Beiträge stammen von Stephen Broad, Damien Ehrhardt, Lucie Kayas, Stefan Keym, Elke Lindhorst, Ulrich Linke, François de Médicis, Wolfgang Rathert, Jens Rosteck, Thomas Daniel Schlee und Oliver Vogel.
Um 1900 befanden sich die deutsch-polnischen Musikbeziehungen in einer intensiven, spannungsreichen Phase. Trotz der sich verschlechternden politischen Verhältnisse studierten viele polnische Komponisten in Berlin, Leipzig oder Wien. Der Autor untersucht, wie die Eindrücke dieser Studienaufenthalte in den symphonischen Werken der Komponisten reflektiert wurden, die den späten Aufschwung der polnischen Orchestermusik einleiteten. Die Bildungswege, Musikanschauungen und Hauptwerke führender polnischer Komponisten – von Zygmunt Noskowski über Ignacy Jan Paderewski und Mieczyslaw Karlowicz bis hin zu Karol Szymanowski – werden detailliert analysiert und in einen breiten kultur- und gattungsgeschichtlichen Kontext eingeordnet. Der methodische Ansatz der Kulturtransferforschung, der sich auf die Aneignungsprozesse der „aufnehmenden Kultur“ konzentriert, wird hier erstmals auf die Instrumentalmusik angewandt. Zudem vermittelt das Buch neue Einblicke in die Instrumentalmusiktradition und das Musikleben Deutschlands im 19. und frühen 20. Jahrhundert, einschließlich Ausbildung, Konzerten und Verlagswesen.
Olivier Messiaen’s 'Saint François d’Assise' (1975-1983) is a landmark in late 20th-century music theatre. By translating his unique, instrumentally structured mosaic form into opera, Messiaen creates a novel music-theatrical concept that fuses rich harmonic and orchestral colors with a ritualistic, static sense of time, aligning with the religious themes of the work. This study presents a first-time exploration of this concept. It begins with an in-depth analysis of the eight-volume score, focusing on the central categories of “colour” and “time” in Messiaen’s musical philosophy. Through a critical examination of his synesthetic sound-colour correspondences and his time theory influenced by Thomas Aquinas and Henri Bergson, a new analytical and hermeneutical framework is proposed. This framework addresses both the symbolic and aesthetic dimensions of Messiaen’s music, applicable to his entire oeuvre, not just this singular stage work. Additionally, the study includes reflections on the libretto, authored by Messiaen, the theological context, previous productions, and the significance of his opera within the history of religious music theatre.