"Heinrich Heines Humanismus hat viele, sich zum Teil widersprechende Dimensionen. Aber gerade in dieser Vielschichtigkeit ist er zutiefst verbunden mit den gravierenden Umbrüchen, die die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts prägen: Mit dem Ende der Goethezeit verlieren Vorstellungen ihre Plausibilität, die von der Epochenschwelle um 1800 herkommen: vom 'ganzen Menschen', von der Geschichte als Fortschritt und von der Rolle, die Kunst und Dichtung für die 'Erziehung des Menschengeschlechts' spielen können. In einer Übergangsphase, in der dieses Alte seine Verbindlichkeit verliert und in der um das Neue noch gestritten wird, engagiert sich Heine für eine humane Welt. Dabei versteht er sich selbst emphatisch als Zeitgenosse, dem 'der grosse Weltriss mitten durch das Herz geht'. Der Band zeigt, welche vielfältigen Vorschläge Heine dafür unterbreitet, wie die Geschichte der Menschen neu gesehen und gestaltet werden kann - in einer Haltung des Experimentierens und in der ihm eigenen, unnachahmlichen Diktion zwischen Betroffenheit und spöttischer Distanz. Und er zeigt, wie Heine, als getaufter Jude und Exilant in Paris ein Aussenseiter, dabei immer und trotz aller scharfen Kritik an den Zeitläuften voller Empathie für die leidende Menschheit ist
Madleen Podewski Poradie kníh



- 2021
- 2013
Komplexe Medienordnungen
Zur Rolle der Literatur in der deutsch-jüdischen Zeitschrift »Ost und West« (1901-1923)
- 368 stránok
- 13 hodin čítania
Welche Rolle übernahm die Literatur in der deutsch-jüdischen Zeitschrift »Ost und West« (1901-1923)? Madleen Podewski konzipiert die Zeitschrift als eine Pressegattung, für die Heterogenität konstitutiv ist: Sie bildet ein ›kleines Archiv‹, in dem formal und thematisch Verschiedenes - Literatur, Essays, Nachrichten, Bildmaterial und Werbeanzeigen - zusammengeführt und zugleich geordnet ist. Mit dieser Perspektive kommt »Ost und West« als Ort kleinteiliger und mehrschichtiger Verhandlungen des Problemkomplexes ›Judentum‹ im Umfeld der Frühen Moderne in den Blick.
- 2002
Kunsttheorie als Experiment
- 241 stránok
- 9 hodin čítania
Die Arbeit positioniert Heinrich Heines ästhetische Programmatik der dreißiger Jahre auf eine völlig neue Weise im «Experimentierfeld Vormärz». Nicht mehr zentriert um Gegensätze wie «Kunst vs. Engagement» oder «Poesie vs. Wissenschaft» und nicht mehr am Nachweis einer dialektischen Traditionsbewahrung interessiert, fragt sie in Orientierung an Foucault nach den Bedingungen, die Heines Rede über Kunst und Literatur ermöglichen. Aufgezeigt werden die Reglements einer komplexen Rhetorik, die dem ästhetischen Diskurs einen spezifisch begrenzten «Pool» an Konzepten bereitstellt, mit dem für zentrale Problemkomplexe wie Subjektivität, Kontrastästhetik, Traditionsbezug und ästhetische Grenzmarkierung mehrere und voneinander unabhängige Lösungsmodelle entworfen werden können.