Ferdinand von Saar, Leutnant Burda

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Ferdinand von Saars Werk, bislang unzureichend gewürdigt, bietet einen eigenständigen Beitrag zur realistischen Erzählkunst und wird nun in einer Reihe historisch-kritischer Monographien veröffentlicht. Jeder Band enthält einen kritischen Text, eine ausführliche Entstehungs- und Wirkungsgeschichte sowie eine tiefgehende Deutung. Besonders innovativ ist die Verbindung von Edition und Interpretation. In einem der bekannteren, jedoch literaturwissenschaftlich wenig erschlossenen Erzählungen wird die stark biographisch geprägte Novelle des Dichters präsentiert, die er selbst als 'Zeitbild' bezeichnet. Darin wird das „Hohle und Nichtige im Leben Burdas“ sowie der „Zeitperiode“ thematisiert. Die bereits in einem vorherigen Band behandelte Untergangsthematik wird hier symbolisch aufgegriffen, jedoch nicht auf das Judentum, sondern auf die tragenden Schichten von Adel und Militär bezogen. Burdas persönliche Wahnproblematik wird generalisiert, wobei Schopenhauers Philosophie und moderne psychologische Erkenntnisse einfließen. Auch erzähltechnisch ist die Novelle bemerkenswert, da sie in der Behandlung von Literaturzitaten und der Gestaltung der Erzählerfigur innovative Wege beschreitet, die bis ins 20. Jahrhundert reichen.