Poetik der Kindheit

Viac o knihe

Im Kontext des »Jahrhunderts des Kindes« analysiert Mareike Schildmann die Poetik der Kindheit bei Robert Walser und beleuchtet deren Bedeutung um 1900. Walsers Aussage aus »Jakob von Gunten«, dass er nie Kind war, spiegelt eine literarische Ästhetik wider, die oft als kindlich und naiv kritisiert wurde. Schildmann rekonstruiert, wie das Kind in dieser Zeit zum zentralen Medium anthropologischer, politischer und kultureller Selbstverständigung avancierte. Sie untersucht das humanwissenschaftliche Projekt, das die »Seele des Kindes« erforscht, unterstützt von neuen Disziplinen wie Entwicklungspsychologie und Experimenteller Pädagogik. Gleichzeitig betrachtet sie die zeitgenössischen Reformbewegungen, die sich für die Befreiung des Kindes einsetzen. Die Studie entfaltet die diskursiven und ästhetischen Strömungen, die ein neues Interesse am Kind prägen, und positioniert Walsers Werk innerhalb einer modernen Wissenskultur, die um 1900 von einem umfassenden gesellschaftlichen Erziehungsauftrag geprägt war. Zudem wird die poetologische Signatur von Walsers Schreiben und seine charakteristischen Gesten der Verkleinerung neu interpretiert.