Ich weiß nicht mehr die Nacht

Viac o knihe

In einer deutschen Kleinstadt entfaltet sich eine Geschichte von Sehnsucht und Verlangen, die das Streben nach Glück und dessen Scheitern thematisiert. Michael Roes inszeniert die Unausweichlichkeit des Schicksals in diesem dichten Roman mit literarischer Präzision. Stefanos lebt ein Doppelleben: Tagsüber trainiert er mit einem philosophierenden Coach in einer heruntergekommenen Turnhalle, nachts arbeitet er als unnahbarer Barkeeper in einer Cocktailbar. Seine alternde Stiefmutter, die sich vor ihrem sich verändernden Körper ekelt, sehnt sich nach der Jugendlichkeit ihres Stiefsohns. Dieses Verlangen führt zu einem tragischen Schicksal von antikem Ausmaß. Mit der Perspektive eines Ethnologen und der poetischen Kraft eines Dichters entführt Roes die Leser in eine fesselnde Geschichte, die den Phädra-Mythos heraufbeschwört. Die Erkundungen zwischen Generationen, Kulturen und Geschlechtern scheitern an der Unfähigkeit zur Verständigung. Trotz der tragischen Ausweglosigkeit blitzen überraschende Momente der Hoffnung und des Glücks auf. Roes' Erzählweise ist vielschichtig; er wechselt Perspektiven, erforscht archaische Gegenwelten und entlarvt das Auto als Fetisch. Leitmotive wie die gezeichnete Haut und der Vorrang des Körpers werden zu tragenden Elementen der Geschichte.