Marc Schalenberg Knihy



Humboldt auf Reisen?
Die Rezeption des 'deutschen Universitätsmodells' in den französischen und britischen Reformdiskursen (1810-1870)
Die Ursprünge der 'modernen Universität' werden in Deutschland häufig auf die preußischen Reformen des frühen 19. Jahrhunderts zurückgeführt, die als Grundlage für das 'Humboldt-Modell' gelten. Dieses Modell wird oft als Vorbild für andere deutsche Staaten und international angesehen. Die vorliegende Arbeit hinterfragt jedoch kritisch die tatsächliche Bedeutung deutscher Universitäten in den wichtigsten europäischen Nachbarländern, Großbritannien und Frankreich. Sie analysiert die Rezeptionsperspektiven und -interessen, insbesondere in Paris und Oxford. Es wird deutlich, dass deutsche Universitäten im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts zunehmend ins Blickfeld rückten und an Bedeutung in den Diskursen der beiden Länder gewannen. Diese Entwicklung war jedoch nicht an das neuhumanistische 'Humboldtsche Modell' gebunden. Letztlich erwiesen sich die universitären Traditionen als weitgehend transferresistent, trotz aller rhetorischen Bemühungen. Die Gesellschaft für Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte (GUW) betrachtet Universität, Bildung und Wissenschaft als ein historisch gewachsenes, vernetztes System und strebt an, die langfristigen, oft 'stillen' Veränderungen zu erklären, die diese Bereiche in vormodernen und modernen Gesellschaften bewirkt haben.
Anläálich des 60. Geburtstages des Berliner Wissenschafts- und Universitätshistorikers Ruediger vom Bruch versammelt dieser Band 20 Beiträge, zumeist auf der Grundlage neuartiger Forschungen verfaát von Schuelern, Kollegen und anderen Weggefährten. Sie reflektieren das breite Spektrum von Interessen, Methoden und Themen, die dem Geehrten am Herzen liegen. Mit einem Schwerpunkt auf dem 19. und 20. Jahrhundert vereint die Festschrift biographische Fallstudien zu ausgewählten Geistes- und Naturwissenschaftlern, Beiträge zu wissenschaftlichen Disziplinen und Institutionen sowie zur Kulturgeschichte des deutschen Buergertums, seiner politischen Repräsentation, seinem Verhalten in Krisenzeiten und seiner Selbstdefinition ueber äBildungô.