Der legendäre Berliner Regierende Bürgermeister Ernst Reuter lebte die längste zusammenhängende Zeit seines Erwachsenenlebens – zwischen Juni 1935 und November 1946 – im Exil in Ankara. Zweimaligen Torturen im Konzentrationslager entkommen, bot die Türkei dem engagierten Politiker und Verwaltungsexperten als Wirtschaftsberater und Professor für Urbanistik eine zweite Heimat. Reuter baute unter der großen Zahl verfolgter deutschsprachiger Wissenschaftler und Künstler in der Türkei ein Netzwerk von Beziehungen auf. Er gründete die Widerstandsbewegung „Deutscher Freiheitsbund“, kommunizierte mit Parteifreunden im Exil und mit Thomas Mann in Amerika, um das Ende des NS-Regimes herbeizuführen. Der Wunsch nach schneller Rückkehr und zur Mitgestaltung eines demokratischen Nachkriegsdeutschlands bestimmte sein Denken.°°°°Das Buch schildert Ernst Reuters berufliche Erfolge in der Türkei, die Exilfreundschaften sowie die Bedrohungen durch das NS-Regime. Anhand wenig bekannter Quellen beschreibt Reiner Möckelmann die Bemühungen Reuters um einen gemeinsamen Widerstand der Exilanten, die Hintergründe für seine verzögerte Rückkehr nach Deutschland, die Diffamierungskampagnen der Kommunisten gegen den beliebten Berliner Politiker sowie die von Bundespräsident Theodor Heuss und ihm begründete Erinnerungspolitik in der frühen Bundesrepublik.°°
Reiner Möckelmann Knihy




Die bisher kaum bekannte Fluchtgeschichte europäischer Juden aus Südosteuropa wird beleuchtet. Mit der Besetzung Frankreichs durch die Wehrmacht, dem Kriegseintritt Mussolinis im Sommer 1940 und der deutsch-italienischen Besetzung Griechenlands 1941 war die Flucht über Mittelmeer-Häfen für Juden nahezu unmöglich. Der einzige verbleibende Weg führte über Istanbul nach Palästina, um den Nationalsozialisten und dem Holocaust zu entkommen. Die formell neutrale Türkei wollte Nazideutschland nicht provozieren, weshalb die Flucht nur über ein informelles Netzwerk in Istanbul organisiert werden konnte, in dem auch Angelo Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII., eine zentrale Rolle spielte. Erstmals wird die Türkei als Transitland für jüdische Flüchtlinge während des Zweiten Weltkriegs untersucht, einschließlich der Rolle von Roncalli als vatikanischer Vertreter in Istanbul. Der Autor greift auf bislang unbekannte Dokumente, Briefe und Tagebücher zurück und ist ein ausgewiesener Kenner der Fluchtgeschichte in die Türkei. Von der Struma-Tragödie bis zur heutigen Erinnerungskultur in Deutschland, der Türkei und Südosteuropa wird ein neues Kapitel in der Geschichtsschreibung zur Flucht europäischer Juden aufgeschlagen.
Millionen Deutsche jubelten Hitler zu und begeisterten sich für den Nationalsozialismus. Auch im Adel fand Hitler viele bereitwillige Helfer. Doch Hannah von Bredow, geborene Gräfin von Bismarck-Schönhausen, war eine überzeugte Gegnerin der Nationalsozialisten. Über ihre Brüder Gottfried und Otto, beide linientreu bis in die 1940er-Jahre, hatte sie Kontakt zur NS-Führungsriege. Doch sie bewahrte sich ihre geistige Unabhängigkeit und zweifelte keinen Moment daran, dass das »Ekel Hitler« einen Unrechtsstaat errichtete. Schon 1930 schrieb sie: »Wenn er Diktator wird, wird Deutschland ein Irrenhaus.« Hannah von Bredow war aktiv im Widerstand, als Mitglied der Bekennenden Kirche, Freundin der Attentäter vom 20. Juli und Helferin von Verfolgten. Sie schrieb tausende Tagebucheinträge und »unerhörte Briefen, die jeder Beschreibung spotten«, wie die Gestapo protokollierte. Erstmals widmet sich Reiner Möckelmann dem bisher unveröffentlichten Nachlass und porträtiert diese außergewöhnliche Frau.