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Susanne Neuffer

    19. máj 1951
    Schnee von Teheran oder vom Verlassen des Geländes
    In diesem Jahr der letzte Gast
    Im Schuppen ein Mann
    Sandstein
    • Sandstein

      Zwei Novellen

      Wie lange können Geschichten einen Menschen am Leben halten? D.s Krankenzimmer wird zum Salon, in dem Geschichten beginnen und enden. »Flussbett oder Erzähl, damit meine Zeit vergeht« ist eine Geschichte über Versuche in Sachen Liebe und Politik, über Freundschaft und die Kraft des Erzählens an der Wende zum 21. Jahrhundert. In »Sandstein oder Der Reiter auf dem Holodeck« reist der Sanitärfachmann Konrad Schattenhofer mit mehreren Aufträgen in die fränkische Stadt F. Er soll die Toiletten des Stadttheaters sanieren, seine Familiengeschichte aufarbeiten und – auf den Spuren Jakob Wassermanns – etwas über ein Stück Literatur- und Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts herausfinden. Begleitet von der Museumsmitarbei­­­terin Zenzi begibt sich Konrad auf eine verwirrende Suche und Wanderung durch die Sandsteinstadt und zieht eine überraschende Konsequenz für sein eigenes Leben. Nach zahlreichen Kurzgeschichten erscheinen nun zwei Novellen von Susanne Neuffer. Auch in der längeren Form bleibt die Autorin ihrer lakonischen Erzählweise und ihrem filmischen Blick auf Orte, Dinge und Figuren treu.

      Sandstein
    • Susanne Neuffer ist eine Künstlerin der Kurzgeschichte. In wenigen Worten erschafft sie eine Welt. Sie erzählt in dieser Sammlung von gewöhnlichen und sichtlich außergewöhnlichen Alltagssituationen. Ihre Figuren lässt sie aber nicht zu weit abrutschen, auch wenn sie ihnen buchstäblich schon mal den Boden unter den Füßen wegzieht. Die Schauplätze und Stimmungen der Erzählungen sind vielfältig: Neuffer, eine hervorragende Menschenbeobachterin, schildert schräge, tragikomische und tapfere Situationen in präziser und geistreicher Sprache. So unterschiedlich Susanne Neuffers Protagonisten sind, so sind sie alle versucht, durch ihren unsicher gewordenen Alltag zu kommen. Im Mittelpunkt der Geschichten stehen u. a. illusionslose und vernaschte Lebensmittelretter, die im Auftrag der „Königin der effektiven Barmherzigkeit“ auf Schatzsuche sind, ein Gast, der nicht gehen will, eine Orientalistin, die ihre Meinung auf einem Psychologenkongress kundtut und dabei wenigstens satt wird, ein Eifersuchtsdrama im Altersheim, Mordgedanken am Ende einer Ehe und eine Auferstehung im Krankenhaus.

      In diesem Jahr der letzte Gast
    • Babette Kleinhempel ist eine Lehrerin, die lieber verschämt zugeben würde, Callgirl, Bestatterin oder Waffenhändlerin zu sein – „das war wenigstens richtig anrüchig, das waren die Berufe, die vor die Stadttore gehörten“ – als sich zu ihrer tatsächlichen Profession zu bekennen, aus der sie sich innerlich längst verabschiedet hat. Die einzige Gelegenheit, diesen Eskapismus auszuleben, sind jeweils die Großen Ferien. Sie bieten der Protagonistin den Raum für Bildungsreisen zu ihren familiären Wurzeln, zu den Quellen der körperlichen Arbeit, in die Bergwerke – immer auf der Suche nach der Faszination des Ursprünglichen. Unterwegs trifft sie „die Toten und die Torten“, erfährt einiges über die Zusammenhänge zwischen Todesangst, Lebenshunger und Leichenschmaus, entdeckt, dass „Spirituelles in Kathmandu … ziemlich spießig (ist) im Vergleich zu Kakaotrinken in Hammerfest.“ Auf diese Weise sammelt sie Ideen und Rezepte für den persischen Zuckerbäcker Reza, der sie gelehrt hat, die Zuckerbäckerei und ihre Produkte nicht nur als Spiegel einer Kultur zu begreifen, sondern auch als entscheidendes Mittel zur Bewältigung des realen Lebens und seiner Anforderungen. Insofern ist man als LeserIn auch nicht desillusioniert, wenn Babette am Ende ihrer Reisen, ihre fiktiven Fluchten, wieder in den Schulalltag zurückkehrt unter dem Druck mitleidloser Überweisungen am Monatsende, der Notwendigkeit von Altersvorsorge und Krankenversicherung. Schließlich bleibt die Aussicht auf die Verwirklichung eines Projekts gemeinsam mit dem kongenialen Reza: Der Nachbau der Sieben Weltwunder als Desserts.

      Schnee von Teheran oder vom Verlassen des Geländes