Ulrich Port Knihy



Militante Marienfrömmigkeit
Schillers „Jungfrau von Orleans“ und die Politisierung der Religion um 1800
Das Buch lotet die Beziehungen zwischen Literatur, Religion, Politik und (Kriegs)gewalt um 1800 aus. Im Zentrum steht Friedrich Schillers Tragödie „Die Jungfrau von Orleans“. Dieses Drama dient als Brennspiegel, umgekehrt auch als Prisma für eine Untersuchung der Revolutionsepoche, die die Interferenzen von Französischer Revolution, Koalitionskriegen, Religion und Literatur in neuem Licht erscheinen lässt. Diskutiert werden das komplexe Verhältnis des Autors Schiller zur Religion, die politische Theologie, die populare Religiosität und die Religionskritik im Aufklärungszeitalter sowie die Dialektik von (theatralisierter) Dechristianisierung und Resakralisierung im ersten Revolutionsjahrzehnt. Besondere Schwerpunkte bilden eine politisierte Marienfrömmigkeit und das literarische Nachleben von Märtyrerdrama und Heiligenlegende um 1800.
Pathosformeln
Die Tragödie und die Geschichte exaltierter Affekte (1755-1888)
Seit der Antike thematisiert die Tragödie unter dem Problemtitel ›Pathos‹ Extremwerte menschlicher Gemüts- und Körpererfahrung. In Anlehnung an Aby Warburgs Konzept der ›Pathosformel‹ rekonstruiert die Studie die privilegierte Stellung der Tragödie sowohl problem- als auch faszinationsgeschichtlich und bietet dabei einen historischen Überblick von der Aufklärung bis zu Nietzsche. Ulrich Port rekurriert dabei auf die Dramenliteratur von Lessing bis Büchner und diskutiert unter anderem die Gattungspoetik der Tragödie, die Metaphysik des Tragischen sowie physiologische und philosophische Affekttheorien. Wenn der privilegierte Zusammenschluss von Tragödie und Pathos im 20. Jahrhundert auch vor der Auflösung steht, so bietet die abschließende Frage nach dem ›Fortleben‹ von Pathosformeln in den Medien und Künsten der Gegenwart eine weiterführende Perspektive auf neue wie alte Medien.