Wer würde bezweifeln, dass Sprache ein wesentliches Medium aller Schriftreligionen und dass religiöse Sprachfähigkeit ein wesentliches Ziel religiöser Bildung sind? Doch angesichts gesellschaftlicher Transformationsprozesse wird religiöse Sprache immer mehr zur Fremdsprache, immer häufiger zeigen sich mit Blick auf Sinn- und Orientierungsfragen religiöse Sprachlosigkeiten bzw. Sprachbarrieren. Gleichzeitig wächst die sprachliche Vielfalt in der Schule, was vielfach als Herausforderung erkannt, bislang jedoch nur selten als Chance aufgegriffen wurde. Bildungsprozesse anzuregen bedarf der Fähigkeit zu Reflexion und Verständigung, welche wiederum ohne Sprachfähigkeit nicht zu denken sind.Der vorliegende Band des Jahrbuchs für Religionspädagogik versucht die Frage nach einem „sprachsensiblen Religionsunterricht“ zu klären. Anhand der gesetzten Impulse können für heutige Kinder und Jugendliche Sprach- und Verstehensräume in Sachen Religion erschlossen, gemeinsam mit ihnen Wege zur Über-Setzung traditioneller theologischer Sprache und gegenwärtiger Erfahrungen und Einstellungen entdeckt werden.
Stefan Altmeyer Knihy






"Das Thema dieses Jahrbuchs der Religionspädagogik nimmt ein Grundanliegen der Religionsdidaktik auf und zugleich eine zentrale Herausforderung, die aus der religiösen Gegenwartssituation für den Religionsunterricht erwächst: die immer stärkere Individualisierung und Pluralisierung von Religion und Religiosität, die vielfach als Signatur unserer Zeit angesehen wird. Was genau ist religionsdidaktisch und schulpädagogisch unter Subjektorientierung zu verstehen? Welches Verständnis von Subjekt wird dabei vorausgesetzt? In welchen Dimensionen und Aspekten muss sich die Subjektorientierung konkretisieren? Wo kann dies unter heutigen Voraussetzungen in der Praxis überhaupt gelingen? Solche Fragen berühren notwendig verschiedene Auffassungen von Religion und Religiosität, aber auch der Konfessionslosigkeit, da der Religionsunterricht nach heutigem Verständnis keineswegs nur für Mitglieder der Kirchen offen sein soll. Der Band bietet unterschiedliche Möglichkeiten an, wie eine subjektorientierte Erschließung von Religion und Religiosität aussehen kann. Dabei kommen bewährte Modelle wie die Korrelationsdidaktik und die Elementarisierung neu auf den Prüfstand und werden noch weniger begangene Wege etwa der Gestaltfindung von Religion im Religionsunterricht sowie der Unterstützung religiöser Sprachfähigkeit vorgestellt"-- Back cover.
Kinder und vor allem Jugendliche, die nur wenig „Lust auf Reli“ zeigen und auch „keine Ahnung“ davon zu haben scheinen, sind aus der alltäglichen Unterrichtserfahrung wohl allgemein bekannt. Auch in empirischen Untersuchungen wird immer wieder deutlich, dass der Unterricht keineswegs alle Schülerinnen und Schüler anzusprechen scheint. Austritte aus dem Religionsunterricht sind ein weiterer Hinweis auf die damit verbundenen Herausforderungen. Die Religionspädagogik hat sich bislang erstaunlich wenig auf diese Fragen und praktischen Herausforderungen eingelassen. Es ist an der Zeit, die Aufmerksamkeit neu zu justieren und sich auch den weniger erfreulichen Erfahrungen mit Religionsunterricht zu stellen. Der vorliegende Band geht dem Problem mangelnden Interesses und ausbleibender Unterrichtserfolge erstmals konsequent auf den Grund. Der Blick richtet sich gezielt auf die Schülerinnen und Schüler, die vom Religionsunterricht nur wenig erreicht werden oder sich dagegen entschieden haben. Ihre Erfahrungen werden sorgfältig analysiert und Möglichkeiten vorgestellt, wie der Religionsunterricht auch bislang zu wenig beachtete „schwierige“ Schülerinnen und Schüler erreichen und Interesse an Religion wecken kann.
„Schöpfung“ – mehr als nur ein Thema unter anderen. Vielmehr scheint es ein Gradmesser der Tauglichkeit und Plausibilität jeder gegenwärtigen Theologie und Gottesrede zu sein. In gewohnt wissenschaftlich fundierter Weise regt das Jahrbuch der Religionspädagogik Denkwege in Sachen Schöpfung an. Der Band widmet sich wichtigen Streitfragen wie der Verantwortung des Menschen in Zeiten Künstlicher Intelligenz oder der Gendergerechtigkeit der Schöpfungstheologie. Damit zeigt er auf, welche Perspektiven angesichts der Ausgangslage in Sachen „Schöpfung“ möglich sind. Das Jahrbuch weist auf ein derzeitiges religionsdidaktisches Reflexionsdefizit beim Thema „Schöpfung“ hin. Impulse für die Praxis sind erforderlich. Didaktische Konkretionen finden Sie u. a. zu interreligiöser Erschließung von Schöpfung, jugendtheologischen Perspektiven zu Schöpfung und Evolution oder Vegetarismus und Veganismus.
»Menschenrechte« sind zu einem zentralen Thema des Religionsunterrichts geworden, aber bislang fehlte eine fundierte didaktische Grundlegung. Gesellschaftliche, kirchliche, theologische und pädagogische Gründe sprechen gleichermaßen für eine nachhaltige Menschenrechtsbildung. Der Religionsunterricht kann dazu einen spezifischen Beitrag leisten, vor allem im Blick auf die Gottebenbildlichkeit des Menschen als Begründung einer unverlierbaren Würde, aber auch durch eine pädagogisch reflektierte Didaktik. Nicht zuletzt bietet dieser Unterricht zahlreiche Möglichkeiten, aktuelle Fragen einer an den Menschenrechten orientierten gesellschaftlichen Praxis aufzunehmen. Das Konzept des Bandes verbindet mehrere Dimensionen miteinander: Zunächst wird der aktuelle Stand der Diskussion über Menschenrechte vorgestellt – mit Beiträgen u. a. aus rechtlicher Sicht, aus der christlichen und islamischen Theologie, der Politikwissenschaft und der Religionspädagogik. Im zweiten Teil des Bandes werden Zugänge aus Pädagogik und Religionspädagogik sowie Religionsdidaktik sowie der Didaktik des Ethikunterrichts präsentiert. Zahlreiche didaktische Konkretionen entfalten Unterrichtsthemen – etwa zu Gender, Kinderrechten, Inklusion, Ökologie, aber auch Rassismus und Todesstrafe.
Ökumene im Religionsunterricht
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Das Gebiet der Ökumene ist viel weiter und bewegter als zumeist angenommen. So steht hierzulande 2016/17 zwar die Erinnerung an 500 Jahre Reformation im Mittelpunkt, doch 2016 werden auch die orthodoxen Kirchen erstmals seit 1300 Jahren ein sog. ökumenisches Konzil veranstalten. Mit diesen großen Kirchenversammlungen und Jubiläen stehen die Trennung der Konfessionen wie der Verständigungs- und Reformbedarf innerhalb der Konfessionsfamilien gleichermaßen vor Augen. Zugleich entwickelt sich das Christentum weltweit sehr unterschiedlich: rasantes Wachstum und neue Formen der Enkulturation vor allem in Afrika und Südamerika, Ringen mit wachsender Kirchendistanz in West- und Nordeuropa, Einbettung in religiöse Pluralität in den verschiedensten Kontexten. Solche Entwicklungen lassen auch die ökumenische Zusammenarbeit in Fragen religiöser Bildung nicht unberührt. Das Jahrbuch der Religionspädagogik 2016 ist der Ökumene im weiten Sinne gewidmet, bei der es um alle christlichen Konfessionen und bei der es um die religiösen Entwicklungen auf dem ganzen bewohnten Erdkreis geht.
Die Zeit, in der wir leben, ist eine Zeit allgegenwärtiger Transformationen. Nur weniges scheint noch auf Beständigkeit angelegt zu sein. Unsere Gegenwart ist geprägt von einer "Mentalität der kurzen Dauer", weshalb Soziologen sie als "flüchtige Moderne" (Zygmunt Bauman) bezeichnen. Das betrifft auch die Katechese als Erfahrungsweg des gemeinsamen Lernens auf der Suche nach Sinn, Ziel und Grund des Lebens. Sie benötigt gemeinsame Zeit und geteilten Raum, sie lebt von Beständigkeit und Dauer. Ist dies in Zeiten der "flüchtigen Moderne" noch gegeben? Lassen sich Menschen überhaupt noch zu lebenslangen Projekten und Entscheidungen bewegen? Wie müssen katechetische Prozesse beschaffen sein, um inmitten der Flüchtigkeit unserer Lebenshorizonte einen "Zeit-Raum mit Gott" eröffnen zu können?
Religiöse Bildung
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Religiöse Bildung ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Denn in einem zunehmend multireligiösen Umfeld brechen für die Religionspädagogik und ihr Selbstverständnis neue Fragen auf, die innovative Antworten verlangen. Religiöse Bildung muss Auskunft geben über ihren Standpunkt und ihre Optionen, über ihre Begründungen und Ziele. Dieser Band verfolgt das Ziel, selbstkritische und inspirierende Impulse zu setzen, die zeigen, wo religiöse Bildung heute steht, wohin ihre Diskurse, Optionen und Ziele deuten. Die Autorinnen und Autoren stellen sich der Aufgabe, zukunftsfähige Antworten auf die drängendsten Fragen zu geben. Ihre Beiträge laden zur Klärung ein: Was sind meine Optionen für ein erfolgreiches religiöses Lernen, meine Thesen für eine religiöse Bildung, die an der Zeit ist?
Fremdsprache Religion?
Sprachempirische Studien im Kontext religiöser Bildung
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Sprache ist ein Grundmerkmal menschlicher Existenz: Durch sie begreifen wir die Welt, mit ihr wenden wir uns dem Anderen zu. Und in ihr bringen Menschen ihre Religiosität und Gottesbeziehung zum Ausdruck. Was aber, wenn das Entdecken und Erlernen einer solchen religiösen Sprache schwieriger wird? Ist religiöse Sprache eine Fremdsprache geworden? Die interdisziplinär angelegte Untersuchung geht dieser Schlüsselfrage religiöser Bildung nach: Wie sprechen eigentlich Menschen heute von und zu Gott? Worin unterscheidet sich ihre Sprache von der christlichen Gottesrede? Ein sprachempirischer Neuansatz ermöglicht es, diesen Sprachgebrauch konkret zu beschreiben. Die Entdeckung der tatsächlich gesprochenen religiösen Sprache liefert praktische Impulse für alle, die an einer zeitgemäßen religiösen Sprachbildung und Praxis der Gottesrede interessiert sind.