Im Corona-Jahr 2021 reist ein namenloser Schriftsteller durch Deutschland und die Schweiz, auf der Suche nach neuen Themen. Der Tod seiner Lebensfreundin Susanne zwingt ihn, sein Leben und Werk zu überdenken. Er kämpft mit Erfolglosigkeit und halluzinatorischen Identifikationen, bevor er erste Schritte zu einem Neuanfang wagt.
Holger Heiland Knihy



Himmel, Steine, Tiere, Menschen
Neue Blicke auf die Welt im aktuellen Kino
Vielleicht liegt die große Zeit des Autorenfilms hinter uns. Dennoch gibt es in dieser Sparte filmischen Erzählens in den letzten Jahren immer wieder Momente, in denen man das Gefühl hat, an Befreiungen aus verfestigten Sehgewohnheiten teilzuhaben. Ausgehend von der Frage, wie die Geschichten, die Menschen sich seit jeher über ihre Rolle in der Welt erzählen, mit dem heutigen Zustand unserer Realität zusammenhängen, geht Holger Heiland in seiner Essaysammlung Ansätzen nach, die im aktuellen Kino neue Blicke auf Andere und damit auch die eigene Position ermöglichen. Er entdeckt Strategien, sich auf die Oberflächen, die die Welt uns zuwendet, einzulassen, sie zu betrachten und bestehen zu lassen, ohne sie im Sinne tradierter abendländischer Subjekt-Objekt-Dualität sofort erfassen oder unterwerfen zu wollen. In Filmerzählungen führt das zu einem erfrischenden Mehr an Nebeneinander – und durchaus auch zu neuen Rätseln.
In einer regennassen Novembernacht sitzen ein Mann und eine Frau in einer dunklen Seitenstraße im Auto. Sie waren einmal ein Paar, und der Mann will die Affäre, die sie noch immer verbindet, obwohl er mittlerweile verheiratet ist, beenden. Beim Ausparken werden sie in einen Unfall mit einem unbeleuchteten Radfahrer verwickelt, der in Folge des Zusammenstoßes lebensgefährlich verletzt wird. Schnell scheint jedoch nicht nur er als zufälliges Opfer einer erkalteten Leidenschaft, die ihn gar nicht betrifft, in Gefahr. Ebenso bedrohen die Nachwirkungen des einstigen Begehrens die gesamte geordnete Welt des Protagonisten Niklas Nawrocki. Und je mehr er darum kämpft, sein Leben wieder unter Kontrolle zu bringen, desto tiefer versinkt er fast unausweichlich in Chaos und Gewalt. Bald schon erkennt er sich selbst nicht wieder.