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Susanne Pocai

    Das deutsche und das russische Sonderbewusstsein
    Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte
    • Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte

      26. Jahrgang, Heft 2 (2022)

      • 152 stránok
      • 6 hodin čítania

      Themen der Ausgabe sind: -Ideokratie oder Demokratie? Gesellschaftspolitische Diskurse im russischen Exil am Beispiel der Eurasierbewegung und der Novyj Grad -Gruppe -Zwischen Untergang und Neuordnung: Zum Bild einer postdemokratischen Gesellschaft bei Nikolaj Berdjaev -Simon L. Frank: Das Problem des christlichen Sozialismus -Katharina die Große (1762-1796 im Spiegel zeitgenössischer Publikationen im Alten Reich (Teil II) -Putins Ideengeber? Aleksandr Dugins Endkampfszenarien -Nationale Identitäten: Interview mit Boris Chasanow Aus dem Beitrag von Eva Daniela Seibel: Hatte die expansive Außenpolitik Katharinas II. die Entstehung einer wachsenden Russlandfurcht befördert, so wandelte sich der geistesgeschichtliche und politische Kontext ebenfalls zuungunsten der russischen Kaiserin. Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts trat die Diskrepanz zwischen Aufklärung und Absolutismus nun offen zu Tage. Humanität und Wohlfahrt auf der einen Seite, Prestige und Expansionen auf der anderen, waren zwei Zielrichtungen, die die aufgeklärte Herrschaft nicht gleichermaßen erfüllen konnte. Kein aufgeklärter Herrscher war letztendlich bereit, die eigene Machtposition zugunsten einer konstitutionellen Regierungsform abzubauen. Darin unterschied sich Katharina II. auch nicht von ihren Amtskollegen Joseph II. und Friedrich dem Großen. Im Konfliktfall machte die Kaiserin deutlich, dass sie keinerlei aufgeklärte Kritik an der zarischen Autokratie zuließ (Donnert E. Katharina II .). Beredte Beispiele waren davon die Schließung der Freimaurerlogen sowie die Verbannung Aleksandr Radi evs, der 1790 einen Reisebericht publiziert hatte, in dem er die Leibeigenschaft scharf anprangerte. Zwar gelang es der aufgeklärten Herrschaft durchaus, Mängel im sozialen Bereich, in Bildung sowie Rechtssprechung zu beheben oder abzumildern, doch zeigte sich die radikalisierende Spätaufklärung in Europa zunehmend enttäuscht, denn [m]onarchisch-staatliche Autorität, ständische Sozialordnung, äußere und innere Staatsräson verwiesen die Realisierung aufklärerischer Prinzipien auf einen ziemlich engen Bereich. (Mieck I: Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit ). Vor diesem Hintergrund veränderte sich die öffentliche Wahrnehmung Katharinas II., die zunehmend von Desillusion und Unzufriedenheit geprägt war. Jetzt reinlesen: Inhaltsverzeichnis(pdf)

      Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte
    • Das deutsche und das russische Sonderbewusstsein

      Parallelgeschichtliche Studien zur Geschichtsphilosophie Oswald Spenglers und Nikolaj Berdjaevs

      Oswald Spengler und Nikolaj Berdjaev sind bedeutende Autoren des 20. Jahrhunderts, deren Geschichtsdeutungen stark von den Kriegen und Krisen ihrer Zeit beeinflusst waren. Ihre Geschichtsphilosophie übt fundamentale Kritik am westlichen Entwicklungsmodell und stellt die Fortschrittsoptimismus in Frage. Susanne Pocai präsentiert in dieser ersten zusammenhängenden Studie zu Berdjaevs zivilisationskritischem Werk und dessen Abhängigkeit von Spenglers einflussreicher Schrift eine detaillierte Analyse. Sie beleuchtet eine spezifische Tradition in der deutschen und russischen Geistesgeschichte, in der Vertreter mit missionarischem Eifer das Ende Europas herbeischrieben und „ihr“ Volk als Erlöser einer kranken europäischen Kultur stilisierten. Pocais prägnante Studie trägt auch zum Verständnis der ideologischen Grundlagen der aktuellen russischen Politik bei. So sind Vladimir Putins Eurasische Union und seine Rhetorik über die überlegene russische Kultur Teil einer antiwestlichen Zivilisationskritik, deren Wurzeln bis ins frühe 19. Jahrhundert reichen und die in Spengler und Berdjaev bedeutende Agitatoren fand. Das Buch ist besonders wertvoll für alle, die die Stereotypien und Topoi verstehen möchten, die nach wie vor die Diskussionen über das deutsch-russische und russisch-europäische Verhältnis prägen.

      Das deutsche und das russische Sonderbewusstsein