Eine deutsche Geschichte aus der Zeit zwischen 1906 bis 1989. Lili Kordewans Reich- und Sichtweite, ihre Auslegung von Mozarts »Zauberflöte« geben den Ton, die Bühne, willkürlich ausgedeutet nach Lage der Dinge. Lili, das ungewollte Kind, lernt früh, sich zwischen ihren zerstrittenen Eltern dolmetschend zu behaupten, lernt (mit Lust) zu intrigieren. Ihre bemerkenswerte Musikalität (Gesang und Klavier), ihre Selbstinszenierung fallen bei dem Großartigkeits-Stil der Zeit auf fruchtbaren Boden. Auf ihrer eigenen kleinen Bühne sieht sie sich als »Pamina«, die in Sehnsucht vergeht nach »Tamino«, dem Prinzen aus dem Nichts. Realiter ist das Johnny, ihr Geliebter, Johann Ohne: ein schöner Mann, ein mittelmäßig begabter Taugenichts – den zu lieben sie beschlossen hat. Der »Weltenbrand« um sie herum interessiert sie kaum, der gehört zu den »Prüfungen«, die auf dem Weg »zum Großen und Ganzen« zu bestehen sind, der versorgt sie wie nebenbei mit Schnäppchen aus beschlagnahmtem Eigentum. Ihr »fanatischer« Aufbruch in die »neue Zeit« macht sie taub gegenüber fremdem Leid. Erst als ihr Instinkt für Macht nicht mehr wirkt, verwandelt sie sich endgültig in die »Königin der Nacht«, die mit wuchtigem Zorn auf Kränkung und Machtverlust reagiert und dabei verliert. Nach dem »Zusammenbruch« wird geschwiegen oder zurechtgebogen – wie im Fall Werner Höfer. Die Nachlebenden aber blicken auf die alte Macht wie durch ein umgekehrtes Fernrohr ...
Bille Haag Knihy



Für Alfred Zarteck liegt das Glück dieser Erde auf einem Fahrradsattel. Als Kind wünschte er sich, sein eigener Herr zu sein, und dieses Hochgefühl verspürt er nur, wenn er auf seinem Rad den Zumutungen des Lebens entflieht. Zu seinem fünfzigsten Geburtstag plant er ein LebensMittenFest in den Cevennen, um alle Menschen, die ihn geprägt und verlassen haben, zu vereinen. Der Höhepunkt des Festes soll eine Fahrt mit dem Rad die Serpentinen des Cirque hinunter zum Festplatz sein, bei der ihn seine Gäste bewundern können. Doch an jeder Kurve überholen ihn Erinnerungen aus seiner Vergangenheit: seine Kindheit in Gelsenkirchen-Buer, seine Eltern, seine Frauen - die Jugendliebe Kordula, die Schauspielerin Bettina, die Dolmetscherin France und die unerfüllte Liebe zu ‚Jüppchen’-Josepha. Seine grandiose Selbstinszenierung misslingt, und sein Auftritt verläuft nicht wie geplant. Alfred Zarteck droht, sich selbst davon zu fahren. Sensibel und mit hintergründigem Humor beschreibt Bille Haag ihren männlichen Helden und dessen Versuche, eine vorzeigbare Oberfläche zu schaffen und mit seinem Leben ins Reine zu kommen. Die Schauplätze des Romans sind das Ruhrgebiet, Frankfurt, Griechenland und immer wieder Südfrankreich.