Das Kompendium versammelt Beiträge jüdischer, katholischer und protestantischer Forscherinnen und Forscher zu den Facetten christlich-jüdischer Dialoge in Europa, den USA und Israel. Es reflektiert Ergebnisse, Grenzen und Neuansatze: Was wurde erreicht, was verbindet und trennt? Was ermöglicht bzw. erschwert einen angemessenen Dialog? Welche Entwicklungen gibt es in der Erforschung der historischen »Trennung der Wege« beider Religionen? Wie verhalten sich jüdische Deutungen und christliche Hermeneutik der Schrift zueinander? Welches Potential bieten beide Religionen zur Debatte über religiöse Vielfalt und die Pluralismusfähigkeit religiöser Traditionen? Daneben stehen Reflexionen nach Gemeinsamem und Trennendem in der liturgischen Praxis, Interpretationen der Theodizeefrage nach der Shoah, dem Verhältnis des Judentums zum Land Israel und der Herausforderung durch den Antisemitismus.
Micha Brumlik Poradie kníh






- 2024
- 2023
Krieg, Religion und Geschichte
ad Karl Löwith, „Weltgeschichte und Heilsgeschehen“
Vor fünfzig Jahren, am 26. Mai 1973, starb der Philosoph Karl Löwith, ein bedeutender Schüler Martin Heideggers. Löwith, der wegen seiner jüdischen Herkunft im Nationalsozialismus verfolgt wurde und Zeit in den USA und Japan verbrachte, veröffentlichte 1949 das Werk „Meaning of History“, das 1952 auf Deutsch erschien. In diesem geschichtsphilosophischen Grundlagenwerk setzte sich Löwith mit den theologischen Voraussetzungen der Geschichtsphilosophie auseinander und kritisierte die Philosophie des Marxismus sowie das Denken Japans. Er stellte fest, dass die Frage nach dem Sinn der Geschichte tief in jüdischem und christlichem Denken verwurzelt ist. Löwith betonte, dass die ernsthafte Frage nach dem letzten Sinn der Geschichte unser Wissen übersteigt und uns in ein Vakuum versetzt, das nur durch Hoffnung und Glauben gefüllt werden kann. Der Band „ad Karl Löwith, Weltgeschichte und Heilsgeschehen“ wird diese Kritik der Geschichtsphilosophie rekonstruieren und im Kontext der Löwith noch nicht zugänglichen analytischen Philosophie der Geschichte untersuchen. Ziel ist es, zu klären, ob und wie Löwiths von Heidegger beeinflusstes existenzphilosophisches Denken ihn von den kritisierten Voraussetzungen und dem Geschichtsdenken lösen konnte.
- 2022
"Gemeinhin wird Ernst Bloch vor allem als ein marxistischer - wenn auch von religiösen Motiven beeinflusster - Denker gesehen. Micha Brumliks Studie über Blochs Philosophie des Rechts schlägt demgegenüber einen anderen Weg ein. Sie zeigt, in welchem Maß Bloch von ganz anderen philosophischen Strömungen beeinflusst war, nämlich mindestens so stark von Kant wie von Marx, mehr noch: auch und gerade von dem philosophiehistorisch lange Zeit verächtlich angesehenen Neukantianismus. Dabei geht die hier vertretene These soweit, zu behaupten, dass Bloch ein herausragender, freilich linksradikaler Vertreter dieser Strömung des Denkens war. Dann aber zeigt sich im Umkehrschluss, dass auch das marxsche Denken – zumindest das Denken des jungen Marx – nicht nur ein Ausläufer, sondern genuiner Teil der idealistischen Tradition war; Ernst Bloch jedoch dieses Denken zu seinem krönenden Abschluss brachte"--From publisher's website
- 2022
Deutscher Geist und Judenhass
Das Verhältnis des philosophischen Idealismus zum Judentum.
- 2021
Postkolonialer Antisemitismus?
Achille Mbembe, die palästinensische BDS-Bewegung und andere Aufreger Bestandsaufnahme einer Diskussion
Die Ausladung des afrikanischen Philosophen Achille Mbembe von der Ruhrtriennale 2020 löste eine Debatte über Israel und Zionismus aus, ähnlich dem Historikerstreit der 1980er Jahre. Die Auseinandersetzungen umfassen auch den Umgang mit der BDS-Bewegung und die Reaktionen auf eine Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin. Micha Brumlik analysiert diese Kontroversen.
- 2020
»Das antisemitische Weltbild folgt stets einem paranoiden Leitgedanken: Seine Anhänger sind – angesichts der objektiven Komplexität der Verhältnisse – von der Suche nach geheimen Drahtziehern im Hintergrund besessen.« Antisemitismus ist ein Problem – seit Jahrtausenden. Doch wie entstand und entsteht auch heute noch Hass auf Juden? Mit Blick auf aktuelle Ereignisse und Entwicklungen geht Micha Brumlik einem Phänomen auf den Grund, das sich stets nicht nur verbal, sondern auch in Form von Gewalt und Terrorismus geäußert hat – von den mittelalterlichen Pogromen bis zur Shoah / zum Holocaust und zum heutigen Islamismus. Antisemitismus ist eine Form des Rassismus, die jeden und jede von uns etwas angeht – umso wichtiger ist es, seine Wurzeln zu kennen. Mit 4-farbigen Abbildungen und Infografiken.
- 2019
Preußisch, konservativ, jüdisch
Hans-Joachim Schoeps' Leben und Werk
In der Biographie des preußisch gesonnenen, konservativen und jüdischen Religionshistorikers Hans Joachim Schoeps (1909-1980), der seit seiner Jugend Mitglied der bündischen Jugend gewesen ist, 1938 emigrierte und schon 1946 heimwehkrank nach Deutschland zurückkehrte, zeigen sich beispielhaft jene Wünsche, Widersprüche und Enttäuschungen, die deutsche Juden im Zwanzigsten Jahrhundert hegten und verarbeiten mussten. Noch im Deutschland der ersten Jahre des NS Regimes vergeblich darum bemüht, die Anerkennung des judenfeindlichen Regimes zu gewinnen, wurde Hans Joachim Schoeps im spät erreichten schwedischen Exil zu einem bedeutenden, das frühe Christentum auf gänzlich neue Weise erforschenden Religionswissenschaftler. Dem korrespondierte ein existenziell erfahrenes theologisches Engagement, das der Jude Schoeps im Dialog mit der dialektischen Theologie zum Erneuerer eines idealistisch geprägten jüdischen Offenbarungsdenkens werden ließ. Nach seiner trotz seiner Homosexualität in Schweden vollzogenen Heirat kehrte Schoeps sowie früh wie möglich nach (West)Deutschland zurück, was er am Ende seines Lebens bereute. Die inneren Widersprüche, fatalen Fehleinschätzungen, getrogenen Erwartungen und trotzigen Hoffnungen des deutschen Judentums haben sich lebensweltlich und wissenschaftlich nirgendwo so deutlich niedergeschlagen wie in Leben und Werk von Hans-Joachim Schoeps.
- 2019
Heinrich Heine, der Begründer der romantischen Ironie, hatte – das ist wenig bekannt – selbst bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel gehört. Doch war er keineswegs der einzige Jude seiner Zeit, der von Hegel entweder persönlich unterrichtet wurde oder doch wenigstens entscheidend von seinem Denken beeinflusst war. Auf die jüdische Rezeption Hegels Mitte des 19. Jahrhunderts gehen – das passt zu Hegel, dem Denker des Widerspruchs – einander entgegengesetzte, ja sogar feindliche Philosophien und Theorien zurück: etwa der Zionismus, wie er schließlich von Karl Marx’ langjährigem, aber nicht immerwährenden Kampfgefährten Moses Hess gefordert wurde; nicht zuletzt die revolutionäre Theorie des Klassenkampfs, wie sie Marx postulierte, aber eben auch die historisch letztlich erfolgreichere, reformistische Theorie der Sozialdemokratie, die der von Marx gehasste Ferdinand Lassalle, auch er Jude, begründete. Freilich waren es nicht nur säkulare Denker, die sich der Hegel’schen Philosophie bemächtigten: Noch immer zu wenig bekannt ist der vormalige luxemburgische, später US-amerikanische Rabbiner Samuel Hirsch, der Hegel in dem Gedanken beipflichtete, dass es tatsächlich eine „absolute Religion“ gebe, der jedoch gegen Hegel mit Hegel beweisen wollte, dass diese absolute Religion nur das Juden-, nicht aber das Christentum sein könne. Heinrich Heine indes war ein Materialist – ob er gegen die anderen jüdischen Schüler Hegels recht behielt?
- 2018
Mit der Bundestagswahl 2017 ist eine Partei mit faschistischen Tendenzen in das deutsche Parlament zurückgekehrt. Dies ist Zeichen einer politischen Entwicklung, die nicht nur in Europa zu beobachten ist und die im Widerspruch zu den erfolgreichen Kämpfen von Minderheiten der vergangenen Jahrzehnte steht. Diese Kämpfe haben - vor allem auf individueller Ebene - zu einer Demokratisierung großer Teile der Gesellschaft geführt. Zeitgleich müssen wir uns aber fragen: Welche Wirkmächtigkeit haben solche Erfolge, wenn die Grundsätze unserer Gesellschaft fundamental in Frage gestellt werden? Wenn sich Debatten so weit verschieben, dass sich Rassismus, Antisemitismus usw. auf der Straße und im deutschen Bundestag ohne Ahndung äußern lassen? Diesen Fragen sollten wir uns als selbstverständlicher, gestaltender Teil der Gesellschaft stellen. Dabei sind 'Wir' alle, die sich eine Gesellschaft vorstellen wollen, in der wir ohne Angst verschieden sein können und in der die Teilhabe aller möglich wird. In der dritten Ausgabe von Jalta widmen wir uns daher dem Thema Allianzen. Ziel ist es, Fragen der Identität, Selbst- und Fremdbilder zu überwinden. Wir begeben uns auf die Suche nach jüdisch- nichtjüdischen Allianzen und hinterfragen, welche Rolle jüdische Positionen spielen (können). Wir betrachten, wie die gesellschaftlichen Verhältnisse Allianzen verhindern oder ermöglichen. Wir erproben unterschiedliche Formate der Kritik, Analyse und des Neudenkens dieser Verhältnisse. Wir setzen uns über die deutschen und die jüdischen Erwartungskontexte hinweg, stehen als Bündnispartner zur Verfügung.
- 2018
Der aktuelle politische Rechtstrend in den Ländern des Westens bei – trotz oder wegen – seit Jahren angestiegener Bildungsexpansion wirft einmal mehr die Frage nach dem Verhältnis von Bildung und Demokratie auf, sind es doch keineswegs nur sogenannte Bürger*innen minderen Bildungsstands, die menschen- und freiheitsfeindlichen Ideologien ihre Stimme geben. Die politische Philosophie spätestens seit Platon vertrat oft die Überzeugung, dass nur Gebildete, im besten Falle Philosophen, ein Gemeinwesen regieren könnten – und sogar Herbert Marcuse war noch allen Ernstes der Ansicht, dass die einzige Antwort auf Platons erzieherische Diktatur die demokratische erzieherische Diktatur freier Menschen sei. In seiner bildungsphilosophischen Studie geht Micha Brumlik dem Verhältnis von Demokratie, Bildung und Erziehung auf den Spuren der Klassiker von Kant über Rousseau, von Wilhelm von Humboldt über Dewey bis zu Adorno nach, ohne dabei empirische Untersuchungen zu Bildung und Erziehung im Zeitalter der Globalisierung zu vernachlässigen. ‚Bildung‘, das war noch bei Humboldt, im Zeitalter der deutschen Klassik, der Inbegriff einer autonomen Weiterentwicklung der Subjekte in Einsamkeit und Freiheit durch Wissenschaft und Kunst. Brumlik geht es nicht um ein lediglich kulturkritisches Lamento, sondern um die Suche nach einer Antwort auf die Frage, welche Bildung am Ende zu mündigen Bürger*innen führen kann.
